SONNY LANDRETH "Bound By The Blues"



SONNY LANDRETH gehört zu jenen Künstlern, die schon seit Jahrzehnten aktiv, aber so richtig nur Kennern ein Begriff sind. Dem 1951 in Canton, Mississippi, geborenen Musiker eilt der Ruf voraus, ein Musician's Musician zu sein. Lang ist die Liste der Künstler, für die Landreth bereits in die Saiten gegriffen hat: JOHN HIATT, BONNIE RAITT, MARK KNOPFLER oder BUDDY GUY, um nur einige zu nennen.



Mit seinen Soloalben hat Landreth sich eine Schar treuer Fans erspielt, die dessen innovatives Spiel in höchsten Tönen loben und schätzen gelernt haben. Selbst Ikonen wie ERIC CLAPTON rollen dem Mann den roten Teppich aus. Dieser sagte über Landreth, er sei vermutlich einer der meist unterschätzten Musiker des Planeten, und wahrscheinlich einer der fortgeschrittensten. Derlei Lob erhält man nicht alle Tage von Mr. Slowhand.



SONNY LANDRETH begibt sich auf seinem zwölften Studioalbum auf Spurensuche, und erforscht das Mississippi Delta in all seinen musikalischen Ausformungen. Nie triefte Landreths Dumble mehr vor mittenbetonter Slide-Seligkeit („Key To The Highway“), saßen seine fetten Blue-Notes besser im Sattel („Cherry Ball Blues“), schmeichelten sich seine Songs geschmeidiger in die Gehörgänge („Where they will“). Ob das durch ELMORE JAMES bekannt gewordene "Dust My Broom", oder Landreths Coverversion von ROBERT JOHNSONS „Walkin’ Blues“ - Landreth hat mit „Bound by the Blues“ ein vorzügliches Album eingespielt, das durch ausgereifte Kompositionen und Landreths so unverwechselbaren Ton besticht. Auch dem im Jahre 2014 verstorbenen JOHNNY WINTER erweist er auf dem Instrumental „Firebird Blues“ seine Ehre. 


Bis in die kleinsten Poren authentisch, und vom ersten bis zum letzten Ton von musikalischer Autorität durchtränkt, zementiert der  Meister des Slide Spiels und bekennender Verehrer des Zydeco Stils mit „Bound by the Blues“ seinen Ruf als „King of Slydeco“ weiter ein. Es ist sein bisher bestes Album, dessen Anwartschaft auf Klassikerstatus ihm bereits zum Erscheinungsdatum sicher ist. Volltreffer.

 




Erscheinungsdatum:  5. Juni 2015)
Label: Mascot Label Group (rough trade)

1. Walkin' Blues    4:49   
2. Bound By The Blues    3:07   
3. The High Side    3:57   
4. It Hurts Me Too    3:37   
5. Where They Will    4:27   
6. Cherry Ball Blues    4:10   
7. Firebird Blues    3:43
8. Dust My Broom    4:07   
9. Key To The Highway    5:33     
10. Simcoe Street    4:00

www.sonnylandreth.com

TONY MacALPINE "Concrete Gardens"





Bald dreißig Jahre ist es her, dass der im Jahre 1960 geborene Gitarrist und Pianist TONY MACALPINE sein Debut „Edge of Insanity“ veröffentlicht hat. In den Achtzigerjahren gehörte Tony MacAlpine zur Creme de la Creme der Shred-Technikakrobaten und war in weiterer Folge neben seinen Soloalben auch auf den Debuts von Axeslingern wie VINNIE MOORE („Mind's Eye“; 1986) und JOEY TAFOLLA („Out of the Sun“; 1987) zu hören. Einem breiteren Publikum hat sich MacAlpine zuletzt als Gitarrist und Keyboarder von STEVE VAIs Live Band in Erinnerung gerufen, deren Mitglied er in den frühen bis mittleren 2000er Jahren war.



"Concrete Gardens" ist MacAlpines zwölftes Studioalbum, und hinterlässt auf den ersten Höreindruck einen etwas, nennen wir es mal „sperrigen“ Eindruck. Erst nach und nach entfalten sich die Kompositionen in ihrer Komplexität und Vielfältigkeit. Anspieltipps wären das mit JEFF LOOMIS  eingespielte „Square Circles“, oder „Napoleon’s Puppet“, das mit seinem Rhythmus heavy nach vorne treibt, dabei aber auch mit seinen Melodien punkten kann. Als klassisch ausgebildeter Pianist hat MacAlpine  als letzte Nummer ein Klavierstück mit dem Titel "Maiden's Wish" von Chopin raufgepackt. Beeindruckend, welch unglaublich versierter Musiker MacAlpine ist.


Von ultra-tighten Riffteppichen, die sich mit melodischen Sequenzen abwechseln, vertrackten Rhythmen, die in verspielten Unisono-Linien aufgehen, über MacAlpines so charakteristischen Sweep Tappings ist auf "Concrete Gardens" alles vertreten, was das Herz des gitarrenbegeisterten Hörers höher schlagen lässt. TONY MACALPINE hat ein deftiges Gitarrensoloalbum mit einem ordentlichen Schuss an harmonischen Winkelzügen und technischer Raffinesse abgeliefert. Spezialprogramm eben. TONY MACALPINE ist und bleibt einer der besten seines Fachs. Reinhören empfohlen.

 



Erscheinungsdatum: 24. April 2015
Label: Sun Dog

1.     "Exhibitionist Blvd"       4:28
2.     "The King's Rhapsody"       4:45
3.     "Man in a Metal Cage"       4:20
4.     "Poison Cookies"       5:06
5.     "Epic"       5:00
6.     "Napoleon's Puppet"       5:13
7.     "Sierra Morena"       4:52
8.     "Square Circles"       5:12
9.     "Red Giant"       5:10
10.     "Confessions of a Medieval Monument"       5:43
11.     "Concrete Gardens"       5:03
12.     "Maiden's Wish"       4:19


www.tonymacalpine.com

MIDRIFF "Doubts & Fears"

 





MIDRIFF sind seit meiner ersten Liveshow 2011 im Vorprogramm von LITTLE CAESAR konstant präsent und begeistern mit ihren dynamischen und druckvollen Liveshows genauso wie mit ihren Studioleistungen. Nicht anders verhält es sich mit ihrem neuen Output „Doubts & Fears“. Die Jungs aus dem Tiroler Unterland stehen seit je her für kernigen, hemdsärmligen HardRock, schlüssig komponiert und mit einprägsamen Hooks versehen. Die Drei wissen um ihre dank der zahlreichen Livegigs ausgefeilten Stärken und lassen ihre musikalischen Muskeln spielen. Mit mächtig Strom und viel Wumms ging das Trio um den singenden Drummer Paul auch an ihr neues Werk heran.



Titel wie der Opener, „Outcry“ betitelt oder „Playing A Role“ sprühen nur so über vor mitreißenden Grooves, Melodien und einer wuchtigen Rhythmssektion. Die sich immer mehr manifestierenden, rollenden Stoner-Riffs und –Grooves stehen MIDRIFF dabei gut zu Gesichte. Alle Beteiligten beherrschen ihr Handwerk und verfeinern ihre Skills immer weiter. Egal ob Paul weiter für gesanglich-emotionale Gänsehautmomente („Long Gone“) sorgt, Josh knackig-melodiöse Riffs zaubert oder Jeremy den Bass donnern läßt, allzeit herrscht eine homogene, dichte akustische Atmosphäre, in der tiefgehende Glanzmomente entstehen („What´s Left“), die keinen Freund von Combos wie BLACK LABEL SOCIETY, BLACK STONE CHERRY, STONE SOUR oder ALTER BRIDGE kalt lassen. Und wenn einem als Referenz Bands wie AUDIOSLAVE und Konsorten einfallen, dann darf das zweifellos als zusätzliches Kompliment gewertet werden.
 


Die Drei haben auch ein ausgezeichnetes Händchen für den Soundtrack für ruhigere Momente, egal ob einschmeichelnd-bluesige Ballade oder stimmungsvolle Songteile (etwa „Mind´s Health“, „Death Row“ oder das gegen Ende hin mächtig anschwellende "In My Cage"). Zwischen schmissigen Rockern („Safehouse“) darf somit auch mal durchgeatmet werden. Eine gelungene Zusammenfassung aller Qualitäten des Trios stellt auch „Only A Pawn (In His Game)“ dar, ihrer Kreativität lassen die Drei schließlich noch beim funkig-coolen Rausschmeißer „Soul To Burn“ freien Lauf.


Bei MIDRIFF stimmt einfach alles. Die Jungs schreiben berührende und packende Nummern und haben zudem die richtige Einstellung was die nötige Professionalität und Business betrifft. Sie machen ihre Passion für erdige, organische Rockmusik greif- und mitfühlbar und leben ihren Traum, fressen Kilometer und touren sich den Hintern ab (150 Gigs in 2 1/2 Jahren) und sind nicht nur coole Socken, sondern zudem auch noch überaus sympathisch. Kein Wunder also, dass sich ihre Fanbase mittlerweile wohl über ganz Österreich bzw. das benachbarte Ausland verteilen dürfte. Und auch auf dem zweiten Album lassen die Drei um den singenden Drummer Paul nichts anbrennen und schon gar nichts dem Zufall. Fängt beim lässigen Artwork an, für das wieder Dani Hofer verantwortlich zeichnet und hört beim voluminösen, druckvollen Sound auf.


 
„Doubts & Fears“ darf in seiner Aussagekraft auch gleich als Wegweiser für das lyrische Konzept gewertet werden, das sich auch soundmäßig durchschlägt. Merkbar tiefgründiger und düsterer ist alles geraten und auch der ruhig-akustische Teil ist zugunsten der Härte in den Hintergrund gerückt. Das zweite Album klingt gereift wie gleichzeitig frisch und zeigt eine ambitionierte, in großformatigem Stil aufrockende Band. MIDRIFF sind gewillt und auch fähig, die Rockwelt für sich zu erobern, das dazu nötige kraft- und hingebungsvolle wie organisch klingende Rüstzeug präsentieren sie mit „Doubts & Fears“. Den Rest besorgt das bodenständige Trio mit energetischen und mitreißenden Liveshows. Laßt euch das amerikanisch geprägte und auch so tönende, österreichische Aushängeschild im kreativ-musikalischen Spannungsfeld Alternative/Stoner/Grunge/Classic-HardRock nicht entgehen, weder auf der Bühne noch auf Album!

 



Label: office4music.com
Erscheinungsdatum: 29.05.2015

Tracklist

1. Outcry
2. Playing A Role
3. Only A Pawn (In His Game)
4. Long Gone
5. Mind´s Health
6. Safehouse
7. Death Row
8. What´s Left
9. In My Cage
10. Regular Monster
11. Less Than Expected
12. I Can’t Say
13. Soul To Burn
14. Long Gone (Acoustic, Bonustrack)


www.midriff.at

OZ NOY „Asian Twistz - Live in Asia“






An Live Veröffentlichungen mangelt es in diesem Jahr nun wahrlich nicht. Unter die Highlights darf sich „Asian Twistz - Live in Asia“ des in Israel geborenen, und in New York lebenden Gitarristen und Komponisten OZ NOY einreihen. Eigentlich gar nicht zur Veröffentlichung gedacht, entpuppten sich Mitschnitte von Konzerten in Shanghai und in Thailand als dermaßen gelungen, dass sich Oz kurzerhand entschlossen hat, das Material unter die Leute zu bringen.



Gut so. Denn was Schlagzeuger Dave Weckl und Bassist Etienne Mbappe (John McLaughlin's 4th Dimension, Salif Keita) auf rund 70 Minuten Spielzeit abliefern, ist Musik auf allerhöchstem Niveau. OZ NOY und seine beiden Mitmusiker spielen sich auf „Asian Twistz - Live in Asia“ durch neun Kompositionen seiner großartigen „Twisted Blues Vol. 1“ und „Twisted Blues Vol. 2“ (zur Review) Alben.


Ob klassischer Shuffle Groove ("Whole Tone Blues"), kerniger Funk ("Steroids"), oder treibende Rhythmen („Get Down“): „Asian Twistz“ stellt unter Beweis, warum der Künstler zu den spannendsten Vertretern des Genres zählt. OZ NOY dringt dabei durch seinen innovativen Einsatz von Effekten, sein rhythmisches Vokabular, oder seine Gabe, der Musik Raum zum atmen zu geben ("Slow Grease"), immer wieder in neues musikalisches Terrain vor.


Fazit: Klischeefreier Blues trifft auf funkige Jazzsensibilität. OZ NOY und seine kongeniale Rhythmussektion heben die Musik seiner Studioalben auf die nächsthöhere Ebene. Kein Wunder, dass der sympathische und umgängliche Künstler ein oft und gern gesehener Gast auf Wiener Bühnen ist (siehe dazu auch unser Videointerview, das wir mit Oz im April führen durften). Irgendwo im Spannungsfeld zwischen Blues, Funk, und dem Reichtum des Jazzuniversums, gehört "Asian Twistz“ zu OZ NOYs bis dato am schärfsten ausformulierten Thesen seiner musikalischen Vision. Beide Daumen hoch!

 


Erscheinungsdatum: 20. April 2015
Label: Abstract Logix

Tracklist

1. Get Down    9:21   
2. Rhumba Tumba    7:03   
3. Whole Tone Blues    7:28   
4. Downside Up    10:38   
5. Twice in a While    2:54   
6. Just Groove Me    7:02   
7. Slow Grease    9:07         
8. Freedom Jazz Dance    8:18     
9. Steroids    9:01

http://oznoy.com/

ROBBEN FORD "Into the Sun"

 

Wer in den letzten Monaten die Gelegenheit hatte, ROBBEN FORDs erstklassige Blues-Kurse zu studieren, die dieser gemeinsam mit einem US-amerikanischen Online-Kursanbieter unter die Leute gebracht hat, weiß recht gut, wie der Meister zurzeit tickt. Auf rund vier Kursen bietet Ford einen hervorragenden Einblick in seine Philosophie und sein Spiel.


Wie auch schon auf den beiden Vorgängeralben "A Day In Nashville" (zur Review) und "Bringing It Back Home" (zur Review), beschränkt sich Ford aufs Wesentliche, und besinnt sich seiner musikalischen Wurzeln, die, wie könnte es anders sein, im Blues zu finden sind.



"Into The Sun" stellt dabei vom ersten bis zum letzten Ton Fords Talent als versierten Songschreiber und Ausnahme-Gitarrist unter Beweis. Gemächlich bluesig geht es der US-Amerikaner mit dem Opener "Rose of Sharon" an, nur um dann kurz in soulig-funkige Gewässer  ("Day of the Planets") abzudriften, oder leicht rockig angehauchte Kompositionen ("Howlin' at the Moon") vom Stapel zu lassen.


Zu den Highlights zählen Fords Duett mit ZZ Ward auf "Breath of Me", Warren Haynes Spiel auf "High Heels and Throwing Things", sowie Sonny Landreths Gastauftritt auf "So Long 4 U". Auch "Justified" mit Keb' Mo' und Robert Randolph macht eine exzellente Figur. Auf dem Abschlußsong "Stone Cold Heaven" tauschen Ford und Tyler Bryant amtliche Blues-Licks, die für sich allein genommen schon einen kleinen Blues Crash-Kurs abgeben könnten. Toll auch die Backing-Vocals, die zwar zu viel Hall abbekommen haben, der Komposition deshalb aber keinen Abbruch tun. Gemeinsam mit "High Heels and Throwing Things" eine der besten Nummern des Albums.


Keine Note zu viel, keine zu wenig. "Into the Sun" besticht durch seine ausgereiften Kompositionen, die durchgehend hohe Qualität der zahlreichen Gastauftritte, und das sparsam geschmackvolle Spiel des Gitarristen. Es ist eines von Fords ausgereiftesten Alben, das schon beim ersten Hören einen Eindruck hinterlässt, als seien die Songs gute alte Bekannte. Ein starkes Album, dass das Prädikat empfehlenswert mehr als verdient.




Erscheinungsdatum: 27. März 2015
Label: Mascot Label Group (rough trade)

 

Tracklist


1. Rose Of Sharon    3:12   
2. Day Of The Planets    3:29     
3. Howlin' At The Moon    3:47   
4. Rainbow Cover    3:12   
5. Justified (with Keb' Mo' & Robert Randolph)    4:06   
6. Breath Of Me (with ZZ Ward)    4:52   
7. High Heels And Throwing Things (with Warren Haynes)    3:22   
8. Cause Of War    3:34
9. So Long 4 U (with Sonny Landreth)    5:11   
10. Same Train        3:56   
11. Stone Cold Heaven (with Tyler Bryant)     3:47

www.robbenford.com