THE OVERALLS „City of Illusion“
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- Published on Friday, 18 September 2015 22:59
- Written by Fjodor
Musik als Ventil.
Eines ist ganz klar: Der Überdruck muss raus. Auf „City of Illusion“ zeigen die vier Mannen von THE OVERALLS aus Eisenstadt und Umgebung wie das geht. Modern Rock nennen sie das auf ihrer Homepage. Kann man durchaus unterschreiben. Dampf ablassen auf burgenländisch, könnte man auch dazu sagen. Auf „Society 2.0“, wenn erstmals die Doublebass hämmert und die Riffs so richtig zornig werden, weiß man spätestens warum. Songs wie „C.O.I“ kommen gravitätisch daher, fett produziert, schneiden Stromgitarren ins Gehör wie Kettensägen in Eichenholz.
Manchmal an RAGE AGAINST THE MACHINE, PAPA ROACH, oder aber auch an MUSE erinnernd, haben sich THE OVERALLS in den letzten Jahren dennoch einen musikalischen Wiedererkennungswert erarbeitet, der sich sprichwörtlich hören lassen kann: stets mit tiefer Emotionalität vorgetragener Crossover, garniert mit ehrlichen, nachdenklichen Texten. „Sales Sale“ zum Beispiel, kommt mit gnadenlosem Brutalo-Riffing daher.
„City of Illusion“ ist ein rhythmisch gekonnt und intensiv vorgetragenes Machwerk, solide Rohkost für Connaisseurs der lauteren und härteren Gangart, bleibt bei aller soundtechnischen Schwere trotzdem flott und melodisch. Die Mixtur ist stimmig, nicht nur akustisch, auch der Bauch sagt: das passt. „I Watch You from Afar“ pointiert dann wieder die Stärke der Band, eröffnet mit einem rohen Ostinato düsterer Gitarren die Maskerade der Heavy Tones. Zornig wie ein Berserker. Die Rhythmussektion, sie funktioniert definitiv. Ach ja, haben wir schon das coole Coverartwork erwähnt?
„Citiy of Illusion“ ist wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, eine Gnackwatschn aus der Starkstromsteckdose. Intensiv wie das Bouquet eines Uhudlers (kommt daher die Energie?:)). Auf alle Fälle kräftig und versiert, dass zeigt auch das finale „Weareoverall“. Heißer Scheiß aus den pannonischen Feldern. So hört man das gern!
Erscheinungsdatum: 17.04.2015
Label: Monstro Discos
Tracklist
1. Salvation
2. Society 2.0
3. C.O.I.
4. Envy
5. Sales Sale
6. Interlude
7. Parasite
8. Night Is Falling
9. Burn the Sun
10. I Watch You from Afar
11. Riot
12. Weareoverall
http://www.theoveralls.net/
https://www.facebook.com/theoveralls
ACT OF DEFIANCE "Birth and the Burial"
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- Published on Sunday, 06 September 2015 14:19
- Written by Richman
Der Albumtitel von ACT OF DEFIANCEs Debutalbum "Birth and the burial" hat durchaus Symbolcharakter. Nach seinem Ausstieg bei MEGADETH im November 2014 waren alle Augen auf CHRIS BRODERICKs neues Bandprojekt ACT OF DEFIANCE gerichtet. Gemeinsam mit seinem ehemaligen MEGADETH-Mitstreiter, Schlagzeuger Shawn Drover, sowie Henry Derek Bonner an den Vocals (ex-SCAR THE MARTYR) und Matt Bachand am Bass (SHADOWS FALL) hat Broderick eine prominent besetzte Band ins Leben gerufen, die mit ordentlich Wut im Bauch ihren Einstand auf dem internationalen Metal-Parkett feiert.
Dave Mustaine soll einmal über CHRIS BRODERICK gesagt haben, dass dieser der wohl beste Gitarrist sei, den MEGADETH je hatten. Da dürfte etwas dran sein. Der im Jahre 1970 geborene US-amerikanische Gitarrist gehört zur Avantgarde der modernen Metal-Gitarristen, und hat sich durch seine Tätigkeit bei Bands wie NEVERMORE oder JAG PANZER einen exzellenten Ruf erspielt. Als klassisch ausgebildeter Musiker besticht dieser durch seine ausgefuchsten technischen Fertigkeiten und sein fundiertes harmonisches Wissen. Mehr dazu lest ihr in unserem Interview, das wir mit Chris geführt haben.
Musikalisch ist "Birth and the burial" überraschend heavy ausgefallen. Stilistisch spannen Broderick und Co einen eng umrissenen Bogen von traditionellem Thrash-Riffing über modernen Metal amerikanischer Prägung, der dabei aber auch mal kräftig in Richtung Skandinavien nickt, und stellenweise an CHILDREN OF BODOM Großtaten erinnert.
Anspieltipps wären der Opener „Throwback“, das gnadenlos heftig nach vorne treibende „Disastrophe“, oder der einprägsame Titelsong. Auch Brodericks Fertigkeiten als klassisch ausgebilderter Gitarrist kommen auf dem Intro zu „Thy Lord Belial“ zum Einsatz.
Brodericks und Drovers ehemaliger Arbeitgeber dürfte beim Anhören von "Birth and the Burial" wohl etwas blass ums Näschen geworden sein. ACT OF DEFIANCE liefern auf ihrem Debütalbum eine amtliche Melodic-Thrash Trümmerbirne mit zehn bemerkenswert heftigen, aber nichtsdestotrotz melodischen Songs ab. Spannend arrangiert, und perfekt vom Vierer umgesetzt, lebt das Album nicht zuletzt von Brodericks herausragendem Spiel und der tollen Produktion. Ein Einstand nach Maß! Gratulation.
Erscheinungsdatum: 21. August 2015
Label: Metal Blade (Sony Music)
Tracklist
1. Throwback
2. Legion Of Lies
3. Thy Lord Belial
4. Refrain And Re-Fracture
5. Dead Stare
6. Disastrophe (A New Reality)
7. Poison Dream
8. Obey The Fallen
9. Crimson Psalm
10. Birth And The Burial
http://www.metalblade.com/actofdefiance/
http://www.chrisbroderick.com
Neuerscheinungen von GEORGE LYNCH, ROBERT CRAY, GODSTICKS, GUS G, LAMB OF GOD
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- Published on Thursday, 03 September 2015 22:07
- Written by Richman
Review Wrap Up III: Neues Material für die Plattensammlung von GEORGE LYNCH, ROBERT CRAY, GODSTICKS, GUS G, LAMB OF GOD.
Read more: Neuerscheinungen von GEORGE LYNCH, ROBERT CRAY, GODSTICKS, GUS G, LAMB OF GOD
MARCO MINNEMANN "Celebration"
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- Published on Wednesday, 26 August 2015 21:58
- Written by Tobias Natter
Marco Minnemann – Homo Ludens
Marco Minnemann, musikalischer Universalgelehrter, Multiinstrumentalist, Hansdampf in allen Gassen, Energiebündel; feiert mit „Celebration“ sein 14. (!) Soloalbum. Minnemann, zu allererst für sein exorbitantes, progressives Schlagzeugspiel bekannt, bedient auf „Celebration“ alle Instrumente selbst und zeichnet auch als Komponist verantwortlich. Nicht weniger als 18 Stücke stehen auf dem Neuling Spalier. Progressiv sind sie alle. Doch nicht nur das. „Miami“, die Ouvertüre des musikalischen Almanachs, weist direkt darauf hin, was alles noch kommen kann. Möchte man „Miami“ als akustische Landschaft betrachten, sägen im Hinterland dunkle Gitarrenriffs durch Wald und Wiesen, machen Kleinholz, während direkt vor einem verrückt gewordene Noten aus Keyboards, Xylofon und diversen Saiteninstrumenten entsprungen, auf einem regenbogenfarbenen Fluss, der gurgelt wie des Schöpfers Doublebass, seiner Mündung entgegen springen. Willkommen in Minnemanns Wunderland.
Minnemanns Verspieltheit auf „Celebration“ ist Ausdruck seiner Lebensfreude. Ein Zeugnis einer regelrecht musikalischen Besessenheit im positivsten Sinne. Melodisch wie auf „How Can I Help You“ oder bei Zeiten düster wie auf „What Have You Done”, man glaubt immer Musik aus der Zukunft zu hören: Agil, atmosphärisch dicht, immer für eine Überraschung gut, der Soundtrack zu einem Stanley Kubrick Film - unter Umständen. Sein musikalischer Horizont lässt Minnemann tatsächlich in selten erreichte Sphären vordringen: tonale Abwechslung, Klangwolken mit soundtechnischer als auch emotionaler Tiefe, eigentlich ist alles vorhanden. Und wenn Minnemann zum Minnesänger wird, läuft grad „Greatest Gift In Life“.
Marco Minnemann erweist sich als versierter Erbauer von musikalischen Welten, man sieht die Säulen der Schöpfung praktisch vor sich und weiß gleichzeitig seinen Humor z.B. auf „Ugly Sunrise“ zu verstehen. Es groovt, jazzt und rockt. Eine Art Fusion der Zeiten präsentiert uns der Protagonist auf „Celebration“. Immer modern, aber selten ohne den Flair des 70er-Jahre-Rock. Eine instrumentale Synthese aus Plusquamperfekt und Futur I.
Nichts anderes erwartet man sich, wenn Minnemann Solo macht. Kreativ bis in die Zehennägel, Leidenschaft bis in die Haarspitzen, progressiv bis unter die Haut. Hier lebt einer seine Träume und der/die RezipientIn darf mit, wenn er/sie denn kann und will. Bei aller Diversität auf „Celebration“ bleibt sich das Album aber stets treu. Bestimmt mit das Beeindruckendste auf dieser Neuerscheinung.
Mit „The Darkness Within You“ fällt der Vorhang über eine spektakulär gelungene Vorstellung. Applaus. „Celebration“ ist verspielt, expressiv, mächtig wie ein Raubtier, das musikalische Portfolio dicht gedrängt und lang wie eine Anakonda. Schlicht hörenswertes Material eines begnadeten Musikanten. Marco Minnemann feiert seine Musik, man darf mitfeiern. Empfehlung.
Erscheinungsdatum: 1. Juni 2015
Label: Lazy Bones Recordings
1. Miami
2. Celebration
3. It Always Seems
4. March of the Living Dead
5. How Can I Help You?
6. What Have You Done?
7. Greatest Gift of Life
8. Print Club
9. Ugly Sunrise
10. Everyone Likes A Rainbow (Spanish)
11. Have A Great 3015
12. Thoughts Take Shape
13. Everyone Likes A Rainbow (English)
14. Eclipse
15. Amina's Birthday
16. Better Place
17. The Darkness Within You (Exclusive CD Bonus Track)
WARREN HAYNES "Ashes & Dust" featuring RAILROAD EARTH
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- Published on Sunday, 16 August 2015 21:23
- Written by Richman
2015 - Was für ein Jahr für den im Jahre 1960 geborenen WARREN HAYNES. Nachdem uns die Jam-Titanen GOV’T MULE heuer mit „Sco-Mule„, „Dub Side of the Mule“ und „Stoned Side of the Mule Vol. 1 & 2“ bereits drei fette Live-Alben beschert haben, schiebt der US-amerikanische Rock- und Blues-Gitarrist, Sänger und Songwriter WARREN HAYNES nun auch noch sein drittes Soloalbum „Ashes & Dust“ nach.
Das langjährige Mitglied der ALLMAN BROTHERS BAND taucht auf „Ashes & Dust“ tief in Folk-Rock Traditionen ein, und entfaltet auf seinem jüngsten Solowerk ein facettenreiches Universum der US-amerikanischen Gesellschaft. Für die musikalische Umsetzung hat sich Waynes die Americana-Band RAILROAD EARTH mit ins Boot geholt, die mit ihrer außergewöhnlichen Instrumentierung dem Album eine ganz eigene, intime Note verpasst haben. Dem Vernehmen nach wurden im Studio an die dreißig Songs aufgenommen, von denen nun dreizehn veröffentlicht wurden. Einige davon hatte dieser schon seit vielen Jahren in der Schublade, aber noch keine Gelegenheit, diese unter die Leute zu bringen.
Einzelne Songs hervorzuheben fällt schwer. Überzeugt „Ashes & Dust“ doch als Gesamtkunstwerk und lädt als solches zum wiederholten Hören des Albums als Ganzes ein. Von „Gold Dust Woman“, eingesungen gemeinsam mit der amerikanischen Rockröhre GRACE POTTER, über das berührende „Company Man“ oder „New Year’s Eve“ spannt Haynes einen wunderschönen musikalischen Bogen, der vor allem auch dank seiner wunderbaren Texte verzaubert.
WARREN HAYNES hat mit „Ashes & Dust“ eine Singer-Songwriter-lastige Americana Perle abgeliefert, zu dir wir seit ihrem Erscheinen immer wieder wie von magischer Hand geleitet zurückkehren müssen. Lässt man das Album samt seiner unaufdringlichen, aber nichtsdestotrotz genialen Instrumentierung erst einmal eine Zeit lang auf sich wirken, entfalten sich über eine Spielzeit von fast 80 Minuten dreizehn wundersam einprägsame Songs, die einen nicht mehr loslassen wollen, und unter die Haut gehen. Hochklassig!
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2015
Label: Mascot Label Group (rough trade)
Tracklist
1. Is It Me Or You
2. Coal Tattoo
3. Blue Maiden's Tale
4. Company Man
5. New Year's Eve
6. Stranded In Self-Pity
7. Glory Road
8. Gold Dust Woman - Haynes, Warren / Potter, Grace
9. Beat Down The Dust
10. Wanderlust
11. Spots Of Time
12. Hallelujah Boulevard
13. Word On The Wind
http://www.warrenhaynes.net/