IRON MAIDEN “The Book of Souls”



Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. IRON MAIDEN werden im Juni für eines ihrer umjubelten Konzerte in die österreichische Bundeshauptstadt einfliegen. Grund genug für uns, eine Review von “The Book of Souls” nachzureichen.

 

 

Gekommen um zu bleiben.



Im Zeitalter der Schnelllebigkeit, in dem Musikgenres genauso rasch neu erfunden und gekreuzt werden, wie die Technologien die sie produzieren und verbreiten, freut, ja beruhigt es sogar, wenn manche Dinge bleiben wie sie sind. Wenn IRON MAIDEN, noch nach IRON MAIDEN klingt, dann dreht sich die Erde noch um die Sonne, dann hält die Milchstraße noch zusammen. Die Herren von der Insel sind auf Nachhaltigkeit kalibriert. Nicht viele Größen der Rockmusik können von sich behaupten, nach mehreren Jahrzehnten im Geschäft sich sämtlicher Trends verwehrt zu haben und nach wir vor, natürlich mit relativen Differenzen, nach geraumer Zeit wie eh und je zu klingen. Diese Band gehört definitiv zu diesen Größen. Diesen auditiven Konservativismus kann man jetzt mögen oder nicht. Der Erfolg, ihr Status und ganze Heerscharen an Fans geben ihnen Recht. So würden das zumindest die Altvorderen der Branche rund um Bruce Dickinson sehen. Das 16. Studioalbum ist da, MAIDEN bleibt dabei immer noch ambitioniert wie eh und je.


Text und Musik auf „The Book of Souls“ sind wie das Triptychon „Der Garten der Lüste“ oder besser dessen dritte Tafel „Die musikalische Hölle“ von Hieronymus Bosch: Schaurig-schön und detailliert. „Harvester of souls, I suck the light, eternal darkness,…” Die Armee der maskierten Skelette marschiert wieder in des Hörers Wohnzimmer ein, orchestriert das Gruselkabinett vor dem inneren Auge. Die Geisterbahn im Wurstelprater kann da nicht mithalten. Nicko McBrain rackert wie eh und je, Dickinson tut was Dickinson tun muss und MAIDENS Gitarren sind wie gewohnt im Schweinsgalopp auf MP3 gebannt, auch wenn Murray, Smith und Gers hier erfrischend neue, um nicht zu sagen moderne, Akzente setzen.


Die Arbeiten am Doppelalbum begannen im Spätsommer 2014. Zum ersten Mal seit „Powerslave“ stammen zwei Songs ausschließlich aus der Feder von Bruce Dickinson. Lediglich Nicko McBrain wird bei keinem der Stücke als Co-Autor aufgeführt. Steve Harris zeichnet als Co-Produzent verantwortlich. Die Entstehung des Albums wurde jedoch durch die Krebserkrankung des Leadsängers überschattet, welche die Veröffentlichung verzögerte. Erst nach erfolgreichem Abschluss der Therapie im Mai 2015 arbeitete die Band wieder an der Fertigstellung. Zur Länge des Albums meinte Dickinson, dass die Band am Ende der Aufnahmesession darin übereinstimmte, jeden einzelnen Song als  integralen Bestandteil des Gesamtwerkes zu betrachten. „The Book of Souls“ wurde so zum Doppelalbum. Die durchschnittliche Laufzeit der Stücke ist mit fast achteinhalb Minuten und drei Songs, welche die zehn Minuten überschreiten, die bisher längste in der Bandgeschichte; die Nummer „Empire of the Clouds“ schlägt mit über 18 Minuten das bisher längste Lied „Rime of the Ancient Mariner“ um über vier Minuten. IRON MAIDEN fabrizieren mit „The Book of Souls“ eine musikalische Enzyklopädie für die man sich gerne Zeit nimmt. Gut, dass es sie (immer noch) gibt.

 

 

Am Sonntag, den 5. Juni als Headliner live auf der Rock in Vienna Stage! Und wer kann, kommt nach Wien Schwechat, und ist beim Touchdown der Ed Force One mit dabei. Sobald wir nähere Informationen zum Landezeitpunkt haben, werden wir dies auf unserer Facebook-Seite posten.

 

 

Erscheinungsdatum: 4. September 2015
Label: Parlophone, Sanctuary Records (US)

Tracklist


CD1
1. If Eternity Should Fail (Bruce Dickinson) – 8:28
2. Speed of Light (Bruce Dickinson, Adrian Smith) – 5:01
3. The Great Unknown (Adrian Smith, Steve Harris) – 6:37
4. The Red and the Black (Steve Harris) – 13:33
5. When the River Runs Deep (Adrian Smith, Steve Harris) – 5:52
6. The Book of Souls (Janick Gers, Adrian Smith) – 10:27


CD2
1. Death or Glory (Bruce Dickinson, Adrian Smith) – 5:13
2. Shadows of the Valley (Janick Gers, Steve Harris) – 7:32
3. Tears of a Clown (Steve Harris, Adrian Smith) – 4:59
4. The Man of Sorrows (Steve Harris, Dave Murray) – 6:28
5. Empire of the Clouds (Bruce Dickinson) – 18:01



http://www.ironmaiden.com/
https://www.facebook.com/ironmaiden

 

 

 

 

 

 

 

CHARLES LLOYD & THE MARVELS „I Long To See You“



Kaum zu glauben, dass der US-amerikanische Tenorsaxofonist und Flötist CHARLES LLOYD mittlerweile auch schon 78 Jahre zählt. Der Pionier des modalen Jazz hat für sein Projekt  CHARLES LLOYD & THE MARVELS eine erlesene Truppe an Musikern um sich geschart: Bill Frisell an der Gitarre, Greg Leisz, Meister an der Pedal-Steel Gitarre, und Lloyds langjährige Quartett-Mitstreiter Reuben Rogers am Bass und Eric Harland am Schlagzeug. Gastbeiträge gibt es noch von NORAH JONES und WILLIE NELSON zu vermelden. 



Laute Töne sind Lloyds Sache nicht. Waren sie nie, und werden sie auch nie sein. Die Vielschichtigkeit von „I Long To See You“ schmeichelt sich sanft und auf leisen Pfoten ins Bewusstsein, und entfaltet nach und nach seinen zauberhaften Reiz. Angenommen haben sich die Musiker diverser älterer Kompositionen, wie beispielsweise BOB DYLANs “Masters of War”, sowie älteren Lloyd Songs, wie dem grandios neu eingespielten “Of Course, Of Course”, der Titelnummer von Lloyds gleichnamigen Album aus dem Jahre 1965, oder “Sombrero Sam” von Lloyds im Jahre 1966 bei Atlantic Records erschienen Album „Dream Weaver“.


Ist schon die Umsetzung auf dem uns vorliegenden Studioalbum als äußerst gelungen zu bezeichnen, so leben die Kompositionen, wen wundert es, vor allem live so richtig auf. Zu welcher Blüte die Songs gelangen, muss man sich einfach auf dem oben verlinkten Konzertmitschnitt anhören. Weltklasse! Eigentlich unnötig zu sagen, aber dennoch hervorheben wollen wir BILL FRISELLs unverwechselbar poetisches Spiel, sowie GREG LEISZs meisterhafte Pedal-Steel Einlagen. Harmonie neu definiert. „I Long To See You“ ist Musik mit Seele, fürwahr.


Erscheinungsdatum: 5. Februar 2016
Label: Blue Note (Universal Music)

1. Masters Of War
2. Of Course, Of Course
3. La Llorona
4. Shenandoah
5. Sombrero Sam
6. All My Trials
7. Last Night I Had The Strangest Dream [feat. Willie Nelson]
8. Abide With Me
9. You Are So Beautiful [feat. Norah Jones]
10. Barche Lamsel

www.charleslloyd.com


 

 

 

 

 

DENNIS HORMES „Six String Therapy“


DENNIS HORMES ist in unserem nördlichen Nachbarland wahrlich kein Unbekannter mehr. So eilt dem 1981 in Kempen geborenen deutschen Rock-Gitarristen und Sänger der Ruf voraus, ein Gitarren-Wunderkind gewesen zu sein. Stand er doch bereits im zarten Alter von 12 Jahren auf der Bühne. Als 14-Jähriger absolvierte er Konzerte und Sessions mit bekannten Szenemusikern, und mit 16 Jahren war er bereits Endorser für GIBSON.



Hormes kann darüber hinaus auf eine lange Liste von Künstlern zurückblicken, für die er bereits in die Saiten gegriffen hat: TM STEVENS, FETTES BROT, DJ BOBO, THE BOSS HOSS, uvam. Auch war er mit dem Musical 'Richard o Brien’s Rocky Horror Show insgesamt fast drei Jahre auf Europatournee. Dass der Mann ein ausgebuffter Sessionmusiker ist, versteht sich da von selbst.



Mit „Six String Therapy“ legt Hormes uns sein im März erschienenes zweites Soloalbum vor. Es ist, soviel vorweg, eine amtliche Rockgranate geworden. Und seien wir uns ehrlich, der Titel könnte treffender nicht sein. Wer ist nicht in der einen oder anderen Form (Musik-)therapiebedürftig?

 

Die Tieftonparts hat Robert Lindemann übernommen. Auf dem Schlagzeugschemel hat Jerome Lellouche Platz genommen. Aufgenommen und gemischt wurde in den Spacelab Studios von Christian 'Moschus' Moos in der Nähe von Düsseldorf.


Rund zwölf Eigenkompositionen hat Tausendsassa Hormes auf den neuen Longplayer gepackt. „Six String Therapy“ bietet durch die Bank gelungene Songs. Anspieltipps wären da der fetzige Opener „Six String Therapy“, das nicht minder nach vorne treibende „Heart To Squeeze“, das höllisch groovende „Set My Condition“, oder das eingängige „Do You Feel Alright?“ mit seinen Ohrwurmqualitäten. Auch leisere Töne vermag Hormes gekonnt in Szene zu setzen („Here 4 A Reason“, „Cashing Up“). Vergleiche mit RICHIE KOTZEN kommen da nicht von ungefähr.



Wer auf der Suche nach einem richtig guten Rockgitarre-Album ist, sollte DENNIS HORMES unbedingt sein Ohr leihen.  „Six String Therapy“ bietet viele starke Songs, die man immer wieder gerne hören wird wollen. Als Gitarrist freut man sich über pfeilschnelle, auf den Punkt, und fast schon unverschämt fetzig gespielte Licks. „Six String Therapy“ ist ein tolles Album geworden, das nicht nur Hormes  Fähigkeiten als Ausnahmekönner am Instrument, sondern auch dessen ausgeprägte Qualitäten als Komponist ins Rampenlicht rücken. Gratulation Herr Hormes. Gerne mehr davon!

 




Erscheinungsdatum: 25. März 2016
Label: A1 Records (SPV)

Tracklist:

 1. Six String Therapy
 2. Heart To Squeeze
 3. Living A Lie
 4. I Don‘t Care ‘bout You
 5. Fading
 6. Here 4 A Reason
 7. Do You Feel Alright?
 8. Going Down
 9. Set My Condition
 10. Morning Lights
 11. Stronger
 12. Cashing Up

https://www.facebook.com/dennis.hormes/?fref=ts

 

 

 

 

 

 

BROTHER GRIMM "King for a day, cool for a lifetime”


 

Das Paradigma der auditiven Desertifikation und Grimms Ingrimm.

 

Noisy-Desert-Soul nennt Dennis Grimm aus Berlin sein Genre. Nachdem er mit der Band „Sandy Bird“ unterwegs war, soliert er nun und nennt sich BROTHER GRIMM. Sein Künstlername ist genauso naheliegend wie stimmig. Grimm, grimmer am grimmsten wird’s mit etwas Geduld und Fortlauf des Albums nämlich tatsächlich auf „king for a day cool for a lifetime“.

 

Lautmalend taumeln Rhythmus, Gesang und Gitarre durch eine von Minimalismus geprägte Soundwüste. Und auch hier gilt, der Name ist Programm. Das raue, aber auch sanfte Ostinato der launigen Gitarre, seine verletzlichen Melodien machen aus Grimms Musik in der Tat so etwas wie eine akustische Sahelzone im besten Sinne: Es ist Platz, Weite und Tiefe seiner melancholischen Erzählungen lassen großzügig Raum für Empfindungen und Projektionen. Gut und gern lässt der dem Album seinen Namen gebende Song „king for a day cool for a lifetime“ an Orte wie Death-Valley gemahnen, wo gelegentlicher Schatten nur von über des Hörers Kopf kreisenden Geiern gespendet wird: Die auditive Desertifikation ist hier bereits im fortgeschrittenen Stadium. Grimm zitiert aus dem Schwarzbuch des Blues, untermahlt seine Lieder mit allerlei komischen Geräuschen, die hie und da aus dem Off sich anschleichen, sodass klangvolle Balladen schon mal zu Klangeskapaden mutieren können; eine dieser repetitiven Elegien wird nachgerade zur kontemplativen Vision, wie auf „take your idols and turn them into flowers“ zu hören ist. Ein bisschen wie Johnny Cash mit Loop Station.

 

Dieses Album ist wie eine Fata Morgana, tonale Halluzinationen mit trockener Kehle kurz vor dem Verdursten, kurz vor dem Kollaps vorgetragen, klangliche Phantombilder die wie Albe aus einer anderen Welt erscheinen und tribalistisches Getrommel kreieren eine Atmosphäre, die einige Seelen entzündet zurück lassen wird. „King for a day cool for a lifetime“ ist wie der Soundtrack eines Spaghetti-Western aus der Zukunft. Vielleicht wie "Lost Highway" und "Spiel mir das Lied vom Tod" in einer Art perversen Umarmung. Grimm spielt es uns auf seinem aktuellen Album, das Lied vom Tod.
 

 

 

 

Erscheinungsdatum: 03. April 2016

Label: Eigenverlag

Tracklist

1. Woman  06:48
2. moonsong  04:01
3. I´m afraid of Germany  02:51
4. brothers and sisters  04:59
5. birdsong  02:56
6. take your idols and turn them into flowers  10:54
7. king for a day cool for a lifetime  04:52

 

 

brothergrimm1.bandcamp.com/releases

 

soundcloud.com/brother-grimm-2

 

www.facebook.com/brothergrimmband

 

www.facebook.com/brothergrimmband/videos/vb.399125586912146/399128536911851/?type=2&theater

 

 

 

 

BLACK STONE CHERRY „Kentucky“




 

Während vielerorts Superbands aus dem Boden sprießen wie die sprichwörtlichen Schwammerl nach einem heftigen Gewitter im regendurchtränkten Sommer-Waldboden, gehören die US-Amerikaner BLACK STONE CHERRY zu der Spezies jener Formationen, deren Line-up über die Jahre  nicht den Zentrifugalkräften des kommerziellen Erfolgs anheimgefallen ist.



Seit kurzem segelt der Vierer unter neuer Flagge. Das niederländische Label MASCOT RECORDS beweist mit dem Neuzugang in seinem Portfolio einmal mehr sein gutes Gespür für erstklassige Acts. Mit Gitarritst Ben Wells und Basser Jon Lawhon haben wir anlässlich des jüngsten Wien-Gastspiel auch ein ausführliches Interview geführt, das ihr auf unserem YouTube Channel ansehen könnt.


Fans kommen wieder voll auf ihre Kosten. „Kentucky“ bietet deftigen Southern Rock, der auch mal in die härteren Gefilde des Hard Rocks abdriftet, und mit seinen teils heftigen Fuzz-Einsprengseln eine Fundgrube an erlesenen Rock-Sounds ist.


Gefallen können dabei das durch die Bank starke Songwriting und die astreinen Gitarren, die, bedient von Sänger und Gitarrist Chris Robertson und Gitarrist Ben Wells, auch den fünften Longplayer der Amis zu einem Rock-Highlight machen. So tönt es mal wuchtig („Darkest Secret“, „The Way of the Future“), dann wieder sanft nachdenklich stimmend („In Our Dreams“, „Long Ride“, „The Rambler“) aus den Boxen. Auch eine gelungene Coverversion von Edwin Starrs Motown Klassiker "War" wurde aufs Album gepackt.



Wer auf der Suche nach whiskeydurchtränktem, urwüchsigem Rock 'n' Roll ist, findet in „Kentucky“ ein erdiges Album, das mit viel Herzblut aufgenommen wurde, und dessen Songs live genauso herrlich Radau machen, wie die mittlerweile recht ansehnliche Liste an erstklassigen BLACK STONE CHERRY Songs.  Gut gemacht!





Erscheinungsdatum: 1. April 2016
Label: Mascot Records

Tracklist

1. The Way Of The Future
2. In Our Dreams
3. Shakin' My Cage
4. Soul Machine
5. Long Ride
6. War
7. Hangman
8. Cheaper To Drink Alone
9. Rescue Me
10. Feelin' Fuzzy
11. Darkest Secret
12. Born To Die
13. The Rambler

www.blackstonecherry.com