BROTHER GRIMM "King for a day, cool for a lifetime”


 

Das Paradigma der auditiven Desertifikation und Grimms Ingrimm.

 

Noisy-Desert-Soul nennt Dennis Grimm aus Berlin sein Genre. Nachdem er mit der Band „Sandy Bird“ unterwegs war, soliert er nun und nennt sich BROTHER GRIMM. Sein Künstlername ist genauso naheliegend wie stimmig. Grimm, grimmer am grimmsten wird’s mit etwas Geduld und Fortlauf des Albums nämlich tatsächlich auf „king for a day cool for a lifetime“.

 

Lautmalend taumeln Rhythmus, Gesang und Gitarre durch eine von Minimalismus geprägte Soundwüste. Und auch hier gilt, der Name ist Programm. Das raue, aber auch sanfte Ostinato der launigen Gitarre, seine verletzlichen Melodien machen aus Grimms Musik in der Tat so etwas wie eine akustische Sahelzone im besten Sinne: Es ist Platz, Weite und Tiefe seiner melancholischen Erzählungen lassen großzügig Raum für Empfindungen und Projektionen. Gut und gern lässt der dem Album seinen Namen gebende Song „king for a day cool for a lifetime“ an Orte wie Death-Valley gemahnen, wo gelegentlicher Schatten nur von über des Hörers Kopf kreisenden Geiern gespendet wird: Die auditive Desertifikation ist hier bereits im fortgeschrittenen Stadium. Grimm zitiert aus dem Schwarzbuch des Blues, untermahlt seine Lieder mit allerlei komischen Geräuschen, die hie und da aus dem Off sich anschleichen, sodass klangvolle Balladen schon mal zu Klangeskapaden mutieren können; eine dieser repetitiven Elegien wird nachgerade zur kontemplativen Vision, wie auf „take your idols and turn them into flowers“ zu hören ist. Ein bisschen wie Johnny Cash mit Loop Station.

 

Dieses Album ist wie eine Fata Morgana, tonale Halluzinationen mit trockener Kehle kurz vor dem Verdursten, kurz vor dem Kollaps vorgetragen, klangliche Phantombilder die wie Albe aus einer anderen Welt erscheinen und tribalistisches Getrommel kreieren eine Atmosphäre, die einige Seelen entzündet zurück lassen wird. „King for a day cool for a lifetime“ ist wie der Soundtrack eines Spaghetti-Western aus der Zukunft. Vielleicht wie "Lost Highway" und "Spiel mir das Lied vom Tod" in einer Art perversen Umarmung. Grimm spielt es uns auf seinem aktuellen Album, das Lied vom Tod.
 

 

 

 

Erscheinungsdatum: 03. April 2016

Label: Eigenverlag

Tracklist

1. Woman  06:48
2. moonsong  04:01
3. I´m afraid of Germany  02:51
4. brothers and sisters  04:59
5. birdsong  02:56
6. take your idols and turn them into flowers  10:54
7. king for a day cool for a lifetime  04:52

 

 

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