DREAM THEATER "The Astonishing"



Kaum ein Album spaltet derzeit derart die Gemüter wie DREAM THEATERs dreizehntes Studioalbum "The Astonishing". Ob Gesamtkunstwerk, Kuschelprog, Rock-Epos oder Musicalschnulze - "The Astonishing" lässt keinen kalt. Man ist begeistert, oder bitter enttäuscht.



Die Sache ist so einfach nicht.


Der bekennende „Game of Thrones“ Fan John Petrucci hat das vergangene Jahr gemeinsam mit Keyboarder Jordan Rudess damit verbracht, ein Musikepos mit einer Länge von sage und schreibe 130 Minuten zu komponieren. Aufgenommen wurde in den Cove City Sound Studios in Long Island gemeinsam mit Petruccis langjährigem Gefährten Richard Chycki. Einzig Sänger James La Brie hat seine Vocals wieder in Kanada eingesungen. Unterstützung bei der Einspielung der Orchesterparts hat man sich vom Komponisten David Campbell geholt (LINKIN PARK, JUSTIN TIMBERLAKE, MICHAEL JACKSON), der die Orchestrierung der Streicher und Chorparts übernommen hat.



Die Geschichte, die dem Album zugrunde liegt, hat sich Petrucci dem Vernehmen nach Mitte des Jahres 2013 ausgedacht. „The Astonishing“ spielt in einer Zukunft, in der die Vereinigten Staaten von Amerika durch eine diktatorische Herrschaftsform und repressive soziale Kontrolle charakterisiert sind, und in denen Musik nur noch von Maschinen – den NOMACS - produziert wird. Als Retter entpuppt sich ein musikalisch hochbegabter Held - Gabriel - der in einer klischeehaft einfach gestrickten Geschichte, und nach zweistündiger Spielzeit, den  bösen Herrscher des Great Northern Empire of the Americas zum Guten bekehren kann. Den genauen Inhalt kann man im Detail auf der Website von DREAM THEATER nachlesen.


Was jedem politisch interessierten Menschen angesichts der komplexen gegenwärtigen geopolitischen Lage, und tatsächlich existierender autoritärer Gesellschaften bestenfalls ein Kopfschütteln abringt, wurde musikalisch ganz hervorragend umgesetzt. 34 Songs wollen erst einmal erschlossen werden. Lässt man den Kompositionen jedoch Zeit, ihre Wirkung zu entfalten, nimmt das Werk mit jedem Durchlauf immer mehr Fahrt auf.



Musikalisch hat der Fünfer mit „The Astonishing“ ein wahrhaft packendes, und – man wagt es ob der Kritik an der Story gar nicht laut zu sagen – emotional mitreißendes Doppel-Album geschaffen. Man kann vor dieser Leistung nur anerkennend den Hut ziehen. Petrucci ist in Form wie eh und je, und beweist auch auf Album Nummer Dreizehn seine Gabe, überdurchschnittliches Talent in den Dienst der Sache zu stellen. Tritt man nämlich einen Schritt zurück, so ist "The Astonishing" vor allem auch als Petruccis Liebeserklärung an die Musik zu verstehen.

 

Zugegeben. Wir hätten uns mehr „Richard III“, „Tosca“ oder „Fidelio“ in der Story gewünscht. Aber wer will bei einer derart gelungenen Umsetzung meckern. „The Astonishing“ ist kompositorisch durch die Bank große Klasse, und DREAM THEATER ist mit ihrem Doppel-Album tatsächlich ein großer Wurf gelungen.

„The Astonishing“ geht gerade in den Charts rund um den Globus sprichwörtlich durch die Decke.  Zu Recht, wie wir meinen. Hoffentlich schon bald auf heimischen Bühnen!

 


Erscheinungsdatum: 29. Januar 2016
Format: Doppel-CD
Label: Roadrunner Records (Warner)

Tracklisting

ACT I

1. Descent of the NOMACS
2. Dystopian Overture
3. The Gift of Music
4. The Answer
5. A Better Life
6. Lord Nafaryus
7. A Savior in the Square
8. When Your Time Has Come
9. Act of Faythe
10. Three Days
11. The Hovering Sojourn
12. Brother, Can You Hear Me?
13. A Life Left Behind
14. Ravenskill
15. Chosen
16. A Tempting Offer
17. Digital Discord
18. The X Aspect
19. A New Beginning
20. The Road to Revolution

ACT II

1. 2285 Entr'acte
2. Moment of Betrayal
3. Heaven's Cove
4. Begin Again
5. The Path That Divides
6. Machine Chatter
7. The Walking Shadow
8. My Last Farewell
9. Losing Faythe
10. Whispers on the Wind
11. Hymn of a Thousand Voices
12. Our New World
13. Power Down
14. Astonishing

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