RUSSKAJA „Peace, Love & Russian Roll“
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- Category: Reviews
- Published on Friday, 17 July 2015 10:13
- Written by Fjodor
Gruppa Russkaja – From Austria with Love!
Russkaja, der Turbolader der österreichischen Musikszene, meldet sich pünktlich zum Hochsommer mit heißem, brandneuem Material zurück. Die Haus- und Hofkapelle von Ster- und Grissemann bringen ihr viertes Album zur Welt: „Peace, Love & Russian Roll“ ist Name und Programm zugleich. Punkrock, Ska, russische Folklore, Polka, Rock ´n´ Roll – musikalisches Restekochen, Russendisko? Sicher nicht! Weltmusik auf der Überholspur, schon eher. „Peace, Love & Russian Roll“, das ist pures Adrenalin und Vollgas von der ersten bis zur letzten Sekunde, geht ab wie eine Sojus Rakete. Bitte anschnallen. Oder besser: Tanzt ihr Willigen, tanzt!
„Rock `n` Roll Today“ zündet die Triebwerke der Rakete. Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria brüllt wie ein russischer Bär, die Brassbrüder machen Stimmung und das Schlagzeug galoppiert, im Punkstakkato voran. Wenn eine Nummer nach vorne prescht, dann diese hier. So stellt man sich den Anfang eines neu erworbenen Albums vor, einer Explosion gleich soll es sein. Man ist geneigt zu sagen, da steppt der (russische) Bär. „Hey DJ, blow me away, give me my Rock ´n´ Roll today!“, meint Georgij. „Slap Your Face“ kommt dann im bewährten Offbeat daher. Ska zum mit dem Popo wackeln. Bei „Hometown Polka“ will man mitsingen. Ein etwas rührseliges Lied das dahinschunkelt, wie ein mit Gepäck überfüllter Lada auf einer holprigen, russischen Landstraße, auf dem Weg zurück in die alte Heimat. Es klingt nach Balalaika. Ein Heimatlied; emotionales, nicht kitschiges Liedgut. „There Was A Time“, der Titel verrät es, ist balladesk, hat Qualitäten wie große Schlager aus den 70ern. Ein erdiger Chanson darf man meinen.
„El Pueblo Unido“. Russisch, Deutsch, Englisch, das sprachliche Repertoire ist noch nicht ausgeschöpft; jetzt machen sie´s auf Spanisch. Auf „Peace, Love & Russian Roll“ wird nicht nur musikalischer, sondern auch sprachlicher Crossover geboten. Eben Musik von Welt. „Lovegorod“ hält den eingeschlagenen Kurs, ist Musik, die, so möchte man meinen, in allen Konzertsälen dieser Welt funktioniert. Dieser Song ist wie ein Besuch in der Lounge der musikalischen Globalisierung, ein bisschen jazzig, smooth, äußerst gschmeidig: man bringe den Spritzwein, oder ähnliche legale Substanzen. Mit „Parachute“ wird es dann ein wenig ruhiger und minimalistischer. Aber auch das funktioniert. Russkaja sind eben nicht nur Ska und Polka. Abwechslung heißt das Attribut auf „Peace, Love & Russian Roll“. „Let´s Die Together (Mon Amour)“ ist ein Lamento mit russischer Seele. Im 2/4 Takt mag man mitklatschen und –stampfen. Mia Nova, die schöne Frau mit der Violine, animiert die treuen HörerInnen mit einem erbaulichen Solo. Herz und Schmerz, zuckersüß. Gegen Ende hin wird mit „You Are The Revolution“ und dem Namenspatron des Albums „Peace, Love & Russian Roll“ noch mal unmissverständlich klar gemacht, warum das hier von den Protagonisten selbst „Turbopolka“ genannt wird. Halt wie versprochen, energetisch bis zum Schluss. Wird dabei aber nie einseitig oder gar langweilig. Auch wenn die Musik verstummt ist, man nickt noch eine Zeit lang anerkennend im Takt, das Echo in den Membranen oszillierend, vergisst man dieses Album nicht so schnell.
Die verrückte Bläserfraktion imponiert übrigens mit der sogenannten „Potete“, eine eigens für die Band entwickelte Mischung aus Trompete und Posaune. Wer tut sowas? Hans-(Georg Gutternigg) der kann’s. Eigentlich spielt er ja auch Tuba. Wie hieß es schon in der Kirche: Vater unser, der Tubist im Himmel.
Fazit: Russkaja sind musikalische Kosmopoliten, ziehen sämtliche Register. Ob Schunkeln oder Pogo - auf ihrer neuesten Kreation geht alles. „Peace, Love & Russian Roll“, bereitet Freude, reißt mit: Polka `n` Roll, oder so ähnlich. Der perfekte Steigbügel für ein verlängertes Wochenende. Die Männer und die Frau mit den lustigen Kostümen bringen Lebensfreude und viel Emotion in die gute Stube eines jeden, der es nur will. So wird das Wohnzimmer zu Baikonur, die Stereoanlage zur Startrampe. Die Balkanisierung des Ska. Man kann sie leicht mögen. Sind sie zu schnell, bist du zu langsam.
Rus? - Ska? ---- Ja!!!
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2015
Label: Napalm Records
Tracklist
1. Rock'n Roll Today
2. Slap Your Face
3. Hometown Polka
4. There Was A Time
5. El Pueblo Unido
6. Lovegorod
7. Parachute
8. Let's Die Together
9. Salty Rain
10. You Are The Revolution
11. Radio Song
12. Peace, Love And Russian Roll
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