SANTANA "Corazón - Live from Mexico: Live It to Believe It"



Eins muss man Carlos Santana lassen: kaum ein Künstler hat sich so erfolgreich immer wieder selbst neu erfunden, wie der 1947 geborene Gitarrist mit dem unverwechselbaren Ton. Jedes Mal wenn man glaubte, jetzt sei die Luft aus den alten Hits ein für alle Mal draußen, gelang es dem Meister des nicht enden wollenden Sustains seiner Karriere mit künstlerischen Frischzellenkuren neues Leben einzuhauchen.



Der Mann, dessen Name auf ewig mit dem Aufstieg und Erfolg eines PAUL REED SMITH und RANDALL SMITH verbunden sein wird, hat mit „Live from Mexico“ ein starkes Live-Album abgeliefert, das reich an Abwechslung und musikalischen Höhenflügen ist. Zwar gibt es auch die Stimmen jener, die Santana für seine kommerzielle Ausrichtung kritisieren, und schmerzlich seinen Pionierarbeiten im Fusion Bereich („Caravanserai“, „Welcome“, „Borboletta“) nachtrauern. Letztere werden auch mit dem neuen Live-Dokument nicht glücklich werden. Alle anderen dürfen sich aber über ein kunterbuntes Konzert dieses außergewöhnlichen Gitarristen freuen.



Aufgenommen wurde das Album in Guadalajara am 14. Dezember 2013 anlässlich einer speziellen Show für CARLOS SANTANA. Dementsprechend ist das Konzert auch eine Huldigung an den Künstler, bei dem Leute wie Elan Atias, Chocquibtown, Lila Downs, Gloria Estefan, Juanes, Miguel, Fher Olvera (of Maña), Niña Pastori, Samuel Rosa (of Skank), Romeo Santos,  Soledad, und Diego Torres dem Meister ihre Aufwartung machen.



Hits wie „Jingo“, „La Flaca“ oder „Corazon Espinado“ verfehlen ihre Wirkung nicht. Vor allem die DVD gefällt mit der Songauswahl, die naturgemäß einen starken Schwerpunkt auf Santanas letztes Studioalbum "Corazon" legt.

 

Der wahre Star des Abends ist aber Santanas Bassist. Der in den Niederlanden geborene, und in Hawaii aufgewachsene BENNY RIETVELD, der auch Santanas musikalischer Direktor ist, überzeugt mit seinem guten Ton und unglaublich tighten Rhythmusspiel. Überhaupt ist die gesamte Rhythmusfraktion rund um Paoli Mejias (Congas), Karl Perazzo (Timbales) und Pepe Jimenez (Schlagzeug) eine Klasse für sich.



Bild und Ton sind top. Schade, dass nicht alle Titel der DVD auch ihren Weg auf das Audio-Album gefunden haben.  Rund zweieinhalb Stunden Spielzeit bringt Erstere nämlich auf die Waage. Viele seiner Klassiker hätte man gerne in dieser Besetzung auch auf CD gehört.  Sei es drum. "Corazón - Live from Mexico: Live It to Believe It" ist vor allem auf DVD ein stimmiges Konzerterlebnis, das mit seiner tollen Atmosphäre und der Spielfreude der Musiker überzeugen kann. Perfekt, um Farbe in den grauen Alltag zu bringen! Am 18. November erscheint übrigens Santanas achthundert Seiten starke Autobiographie „The Universal Tone: Bringing My Story to Light“.

 



Erscheinungsdatum: 5. September 2014
Format: CD/DVD
Label: Rca Int. (Sony Music Switzerland)

Disk: 1

1. Our Prayer - Live
2. Jingo - Live
3. Iron Lion Zion - Live - Santana Feat. Chocquibtown And Elan Atias
4. La Flaca - Live - Santana Feat. Juanes
5. Amor Correspondido - Live - Santana Feat. Diego Torres
6. Margarita - Live - Santana Feat. Romeo Santos
7. Indy - Live - Santana Feat. Miguel
8. Maria Maria - Live - Santana Feat. Miguel
9. Una Noche En Napoles - Live - Santana Feat. Lila Downs, Niña Pastori & Soledad
10. Besos De Lejos - Live - Santana Feat. Gloria Estefan
11. Kyoto, November 5, 1976, Pt. 1 As Performed By Salvador Santana - Live
12. Corazon Espinado - Live - Santana Feat. Fher Olvera & Cindy Blackman Santana
13. Cindy Blackman Santana Drum Solo - Live
14. Soul Sacrifice - Live
15. Saideira - Live - Santana Feat. Samuel Rosa
16. Cielito Lindo / Descarga Divine Explosion - Live

DVD

1. Introduction - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
2. Our Prayer - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
3. Jingo - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
4. Iron Lion Zion - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Chocquibtown And Elan Atias
5. La Flaca - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Juanes
6. Black Magic Woman - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
7. Gypsy Queen - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
8. Oye Como Va - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
9. Samba Pa Ti - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
10. Amor Correspondido - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Diego Torres
11. Margarita - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Romeo Santos
12. Indy - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Miguel
13. Maria Maria - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Miguel
14. Evil Ways - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
15. Europa - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
16. Una Noche En Napoles - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Lila Downs, Niña Pastori & Soledad
17. Besos De Lejos - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Gloria Estefan
18. Kyoto, November 5, 1976, Part 1 As Performed By Salvador Santana - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
19. Corazon Espinado - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Fher Olvera & Cindy Blackman Santana
20. Cindy Blackman Santana Drum And Benny Bass Solo - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
21. Smooth - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
22. Soul Sacrifice - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
23. Saideira - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1) - Santana Feat. Samuel Rosa
24. Cielito Lindo/Descarga Divine Explosion - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
25. End Credits - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
26. Live It To Believe It Documentary - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)
27. Vallarta Nayarit: Live It To Believe It - Live From Mexico: Live It To Believe It (5.1)

www.santana.com

LEINÖL „Drei Tog“

 

 

 

Mühlviertel, Julbach. Genauer gesagt Lein'. Da wohnt bzw. kommt Familie Öller her. Familie Öller ist vermutlich nicht nur im Mühlviertel etwas Besonderes. Die Öllers sind nicht nur Vater, Mutter und deren Kinder, sie sind auch eine Band: „Leinöl“. Für die semantisch begabteren (der Verfasser ist diesbezüglich weniger begabt, er musste es nachlesen) enthüllt sich damit sogleich das Geheimnis um den Bandnamen „Leinöl“. Er ist quasi Programm, sprich, Band ist gleich Familie und vice versa, kommt aus Lein'. Dort, in den südlichen Ausläufern des Böhmerwaldes, trifft unverhofft Weltmusik auf alpenländische, österreichisch-bayrische Volksmusik. Gesungen wird freilich auf Oberösterreichisch. Es folgt der Versuch einer Beschreibung des Familienprojekts Öller anhand ihrer CD „Drei Tog“.

 

 

 

„Drei Tog gemma net hoam“ ist die erste Nummer. Lederhosen treffen auf afro-karibische Schlagzeugrhythmen, Akkordeon auf ¾-Takt und rockige Gitarrenriffs. Flott gehts dahin. Bestimmend ist vor allem der volkstümliche, mehrstimmige Gesang. Am Ende beweist eine fast aus dem Nichts auftauchende, den Schlussakkord setzende Jazzgitarre, dass auf „Drei Tog“ noch einige Überraschungen für Hörer und Hörerinnen parat sein werden. So z.B. gleich beim nächsten Stück „Wer des braune Bier net mog“. Mundharmonika, Bongos die groovige Calypso-Percussion abliefern, Saxophonsolo, hie und da eine Mandoline, die, wie alles andere eigentlich auch, zeigt, wie die Öllers es verstehen, ihre musikalische Versiertheit gezielt und dezent einzusetzen. „Üwan See“ versprüht Esprit, kommt locker-leicht daher, wird von einem funkigen Beat getragen und wieder tauchen da und dort unerwartete Jazz Tunes auf, Tonartwechsel, wie kleine Nadelstiche in homöopathischen Dosen. Für die einen vielleicht verwirrend, für die anderen das Salz in der Suppe. Auf „Leitln derfts lustig sei“ gehts in ähnlicher Manier weiter: beschwingt, vorsichtig rockig, der gekonnt intonierte mehrstimmige Gesang entpuppt sich mit Fortdauer des Albums als zentrales Element, wird zum roten Faden und wird hier dem Gstanzl ähnlich, frech und kalauernd („Pressefest – verbotn gheat's der NPD; Presse fest – d'Hebamm sogt: „Presse fest! Gib den Rest!“; Presse fest – d' Vignette aufs Auto dra und fahr a.“) vorgetragen.

 

 

 

Zu Beginn eine Maultrommel, in der Mitte wird stimmig fast freejazz-mäßig improvisiert, die Rhythmusfraktion zeigt einmal mehr was sie kann. „Leinöl“ sind eine Multiinstrumentalisten-Familie: „Üwamorgn“ zeigt das einmal mehr. Der „Gemüsegoatn“ swingt und geizt nicht mit Humor. Wer wissen will, welch Potential im Mühlviertler Boden steckt, sollte sich diese Nummer reinziehen. Frau Öller kann jedem Interessierten wahrlich ein Lied davon singen! Es geht munter weiter. Auf „Da Kollerschläger“ wird endlich gejodelt! Endlich deshalb, weil das bis dahin etwas zu kurz gekommen ist, man wartet förmlich darauf. Und: sie können auch das. Es klingt nach Volksweise, es wird zum ersten mal etwas gemütlicher. Man kann Familie Öller beinahe in der heimeligen Stube beim musizieren vor dem inneren Auge sehen. Diesmal auch mit Harfe. Wie gesagt: Multiinstrumentalisten am Werk. Als nächstes folgt der „Kreizberger Michö“. Was soll man sagen?! Schuhplattler trifft Country, trifft Polka, trifft Ethnopop, trifft afrikanischen Spirit, trifft Paul Simons „Graceland“ (Wiki: „Es (Paul Simons Album „Graceland“) vereint westliche Folk- und Popmusik mit afrikanischer Musik und wurde zusammen mit Musikern aus Afrika aufgenommen.“). Eben wunderbar anzuhörende Weltmusik aus dem Mühlviertel. Etwas mehr Popmusik passiert dann auf „Da Umgang“: Fronleichnam in Julbach. Mit Traktor-Intro! „Keonmandl“ lädt klassisch zum Schunkeln ein. Es schafft akrobatisch den Spagat zwischen Bierzelt und Kulturzentrum. Beeindruckend. Aber man ist dies zum zeitlich fortgeschrittenen Stadium des Albums eh schon gewohnt. Dann pfeift eine Okarina fröhlich zum Einsatz, bevor wieder afrikanische Einflüsse musikalisch Einzug halten. Leinöl machts auf „Juiwegga Gschichtn“ möglich. Ein lustiger Ausflug in die Möglichkeiten des mühlviertler Dialekts („Wonn d'Schneeflockn flodarizzn draußt hot's a Haölizzn Kinder tuan schlifizzn do heast as juchizzn.“)

 

 

 

„Hena Gschtanzl“ nennt sich die nächste Nummer. Ein, wie der Titel schon verrät, Gstanzl mit 2/4-Betonung wie sie im Offbeat des Reggaes sonst zu hören ist. „Leinöl“ sind hervorragende Musiker und können darum auch das. Damit nicht genug, wird „Chefahund“ mit einer Prise Funk gewürzt. Wen diese Tatsache nach all den musikalischen und akustischen Finessen gegen Ende dieses Albums dennoch überrascht, dem kann aber eh nicht mehr geholfen werden. „Chefahund“ endet mit einem atmosphärischen Chor bevor „Va Aig'n do her“ den Schlusspunkt auf „Drei Tog“ setzt. Ein musikalisches Kleinod, feinfühlig, ein bescheidenes Liebeslied an die Julbacher Heimat der Öllers. Echt, nicht kitschig.

 

 

 

„Leinöl“ beweist auf „Drei tog“, dass sie ein breit gefächertes Repertoire an musikalischen Einflüssen verinnerlicht haben und darüber hinaus exzellent wissen, wie selbiges umgesetzt werden kann. Geschickte Musiker die ihr Handwerk verstehen, mit einem kulturellen Horizont, der zum Glück über das Mühlviertel und Österreich hinausragt, ausgestattet. Trotzdem, oder gerade deswegen, bodenständig und heimatverbunden ohne dabei auf verstaubte Mentalitäten zurück zugreifen. Und das alles in Mundart. Kulturelle Globalisierung in ihrer besten Form.

 

 

 

Kurz: Weltmusik aus Oberösterreich. Lustig, unterhaltsam, experimentell. Die Öllers haben Charme, transportieren diesen musikalisch und bringen gute Laune vorbei. Dass die einzelnen Musikanten auch in Heavy Metal- , Jazz-, Funk- und Unterhaltungsbands tätig sind, sei hier ebenfalls noch erwähnt. Es könnte dies eine Erklärung für die bunte Vielfalt auf diesem Album sein. Oder vielleicht liefert schon der Opener „Drei Tog gemma net hoam“ eine mögliche Antwort hierfür: „Sitz' ma uns a wengerl zomm, a jeda tuat halt was er konn, a jeda tuat halt was er muaß, im Rhythmus geht da Fuaß.“ Also: Generationen mit Musik im Blut, äh im Öl. ;)

 

 

 

Erscheinungsjahr: 2011

Label: PG records/unsigned

 

Tracklist:

1. Drei Tog gemma net hoam 4:10
2. Wer des braune Bier net mog 3:38
3. Üwan See 3:25
4. Leitln derfts lustig sei 3:19
5. Üwamorgn 4:03
6. Gemüsegoatn 2:32
7. Da Kollerschläger 2:39
8. Kreizberger Michö 3:36
9. Da Umgang 4:45
10. Keonmandl 4:21
11. Juiwegga Gschichtn 3:54
12. Hena Gschtanzl 3:47
13. Chefahund 3:54
14. Va Aig'n do her 2:53

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OPETH „Pale Communion“






So etwas gab es schon lange nicht mehr. Ein Album, das anfänglich nicht und nicht zünden wollte. Als pflichtbewusster OPETH Fan wurde „Pale Communion“ jedoch weiter einer Dauerbeschallung unterworfen, und, siehe da, nach gut einem Dutzend Durchläufen ging der Knoten im Ohr auf, und das Album breitete seine ganze Magie mit einem Male aus.


Auch wenn ich persönlich zu jenen gehöre, die OPETHs Abschied von deren Death Metal Elementen schmerzlich zur Kenntnis nehmen mussten, so muss man Mikael Åkerfeldt & Co dennoch bescheiden, dass sie sich und ihre Musik konsequent weiterentwickelt haben. Mit „Pale Communion“, der Vorgänger "Heritage" hatte es schon angedeutet, sind OPETH nun wirklich in neuen musikalischen Gefilden angekommen, und zollen den glorreichen 70gern zwar weiterhin Tribut, vermögen es aber Zitate dieser Epoche besser zu dosieren, und spärlicher und gezielter einzusetzen.



Mellotron, Fender Rhodes und Hammondorgel haben auf „Pale Communion“ ihren großen Auftritt. Die Gitarrenarbeit ist allererste Sahne, und man kann vor der Feinfühligkeit Åkerfeldts, der als Sänger einen großen Sprung nach vorne gemacht hat, nur anerkennend den Hut ziehen.



Abgemischt wurde das Album abermals von PORCUPINE TREE Mastermind STEVEN WILSON. Die erste Single-Auskopplung "Cusps of Eternity" überzeugt mit seinen orientalisch angehauchten Klängen, und bietet durchwegs absolut geniale Gitarrenarbeit. Der Opener „Eternal Rains Will Come“, so unspektakulär er sich beim ersten Hören noch gegeben hat, entwickelt nach mehrmaligem Hören dank seiner hypnotischen Melodie regelrecht Suchtfaktor. Absolut genial hingegen die Dynamik auf Nummern wie „River“ oder „Faith in Others“.


Fazit: OPETH waren schon immer die Meister der Melancholie. Auf „Pale Communion“ brillieren die Schweden mit interessanten Artrock-Fusion Einsprengseln, und einer wohl dosierten Prise Progressive Rock und Metal. „Pale Communion“ ist ein Meisterwerk, welches seinen Zauber nicht auf Anhieb entfalten will. Es will „erhört“ werden, offenbart dann jedoch dem geduldigen Hörer mit einem Male seine ganze Genialität, und wächst von diesem Zeitpunkt an mit jedem weiteren Durchlauf. Das sind die Alben, die uns Musikbegeisterte immer wieder aufs Neue zu fesseln vermögen, und das Potential haben, sich ihren Platz auf der persönlichen Bestenliste zu erspielen. Am 30. Oktober in der Wiener Arena!

 



Erscheinungsdatum: 22. August 2014
Label: Roadrunner Records (Warner)

Tracklist

1. Eternal Rains Will Come    
2. Ansp Of Eternity    
3. Moon Above, Sun Below    
4. Elysian Woes    
5. Doblin    
6. River    
7. Voice Of Treason    
8. Faith In Others

www.opeth.com

SCREAMING HEADLESS TORSOS "Code Red"

 

Was lange währt ... Nicht wenige hatten den Glauben an ein neues Album der legendären SCREAMING HEADLESS TORSOS schon aufgegeben. Fast zehn Jahre sind ins Land gezogen, seit die Band rund um Ausnahme-Gitarrist David „Fuze“ Fiuczynski ihre letzte reguläre Studioplatte veröffentlicht hat. Zwar erschien im Dezember 2010 mit "Dead Christmas Trees“ eine neue Nummer, aber die Hoffnungen, dass im Kielwasser der Single auch bald ein Album folgen würde, sollten sich nicht so schnell erfüllen.

 

Vier Jahre später steht mit „Code Red“ nun endlich das langersehnte neue Album in den Regalen, und ist, so viel vorweg, ein fulminantes Comeback, das mit seiner Mischung aus Rock, Pop, R&B, Jazz und Soul in einen musikalischen Raum vorstößt, der lange Zeit verwaist sein Dasein im toten Winkel der Crossover Musik gefristet hat. 




Gegründet von Fiuczynski im Jahr 1989, bezeichnete dieser den Stil seiner Band einmal als „experimental funk-thing with vocals“.  Und daran hat sich in 25 Jahren auch nichts geändert. Die Truppe rund um Gitarrist David „Fuze“ Fiuczynski, Freedom Bremner (Gesang), Ahmed Best (Rap, Gesang),  (E-Gitarre), Steve Jenkins (Bass), Daniel Sadownick (Perkussion), Skoota Warner (Schlagzeug) macht auf dem neuen Release ihrem Kultstatus alle Ehre.




Nicht einen Ausfall gibt es auf „Code Red“ zu verzeichnen. Angefangen mit dem Opener, der gemeinsam mit Ron Saint Germain entstanden ist, und an LIVING COLOURs beste Zeiten erinnert, wird der Hörer in eine musikalische Welt eingesponnen, die durch Inspiration und Abwechslungsreichtum zu überzeugen vermag.


Widmet sich der Titelsong thematisch der Geschichte eines Soldaten, der seinen Albträumen nicht zu entkommen vermag, ist “Wizard Of Woo” wiederum ein Tribut an den legendären Keyboarder und FUNKADELIC Mitbegründer Bernie Worrell, und musikalisch eine Achterbahnfahrt verschiedener Rhythmen und unterschiedlicher Tempi. Mit seinem hypnotischem Groove und schwebenden Akkorden gehört „Running Black Water“ zu den besten Stücken des Albums. „Dead Christmas Trees“ wurde konsequenterweise auch raufgepackt, und rundet mit seinem genialen Breakbeat ein starkes Album ab. Auch die Liste der beteiligten Gastmusiker kann sich sehen lassen. Darunter so illustre Namen wie der eingangs erwähnte Grammy-Award Gewinner und Rockproduzent Ron Saint Germain, Gitarrist James Valentine (MAROON 5), Bernie Worrell (PARLIAMENT FUNKADELIC, TALKING HEADS), oder auch Casey Benjamin (ROBERT GLASPER EXPERIMENT).

 

Fazit: Die SCREAMING HEADLESS TORSOS beenden mit „Code Red“ offiziell das Ende der Fusion-Experimental-Rock Funkstille. Es ist irgendwie, als ob man erst jetzt wüsste, was man die ganzen Jahre über vermisst hat. „Code Red“ überzeugt intellektuell wie musikalisch auf ganzer Linie. Wer die Band noch nicht kennt, sich für LIVING COLOUR, FISHBONE, oder die BAD BRAINS begeistern kann, muss dieser Platte sein Ohr leihen. Alle anderen wissen ohnehin was zu tun ist, und waren wahrscheinlich auch beim Konzert im Wiener Reigen Anfang Oktober. „Code Red“ ist einer der heißesten Anwärter auf den Titel "Comeback des Jahres". Beide Daumen hoch!

 


Erscheinungsdatum: 10. Oktober 2014
Label: Revolver Distribution Services (rough trade)

Tracklist

1. Code Red  3:23           
2. Brooce Swayne [feat. James Valentine]  3:43           
3. Wizard of Woo [feat. Bernie Worrell]  3:42   
4. Field of Light  3:46           
5. With You  4:11           
6. Fried Tongue   5:26           
7. Sideways (Interlude) [feat. Casey Benjamin & Chris Fisher]  1:55   
8. Running Black Water 7:17   
9. Almond Pear in Love   6:04   
10. Dead Christmas Trees  5:11   
11. My Reasons for Silence  7:31   


www.torsos.com

VAN HALEN "1984"



1984 - das war "Ghostbusters", " Karate Kid", und "Purple Rain". BON JOVI und YNGWIE MALMSTEEN veröffentlichten ihre Debut-Alben. STEVE VAI läutete mit "Flex-Able" seine Solokarriere ein, und BRUCE SPRINGSTEEN monopolisierte mit "Born in the U.S.A." die Radiofrequenzen. „Tetris“ trat seinen weltweiten Siegeszug an, und wer genug Geld hatte, konnte sich den ersten Mac ins Wohnzimmer stellen.



2014 kann und darf nicht vergehen, ohne das wir eines der erfolgreichsten und prägendsten Alben von VAN HALEN würdigen, das heuer sein dreißigjähriges Jubiläum feiert. Lapidar „1984“ betitelt, bescherte VAN HALENs sechstes Album der Band ihren größten kommerziellen Erfolg, und auch einzigen Nummer-eins-Hit in den Charts.



Das Album hätte eigentlich bereits 1983 veröffentlicht werden sollen - vermutlich um einem Abbildungs-Verbot von Zigaretten auf Albumcovers zuvorzukommen, das 1984 eingeführt werden sollte. Erschienen ist es dann schlussendlich im Jänner 1984. Nichtsdestotrotz wurde die Single „Jump“ bereits im Dezember 1983 an die Radiostationen verschickt.



 „1984“ ist VAN HALENs wohl bekanntestes Album, und war bis zur Reunion im Jahre 2012 das letzte Album mit Sänger DAVID LEE ROTH.



Die Band stand zum Zeitpunkt der Aufnahmen an einem Scheideweg. Eddie Van Halen hatte, um mehr künstlerische Freiheit zu bekommen, angefangen, sein eigenes Studio zu bauen. Wollte er sich doch dem Einfluss von David Lee Roth und Ted Templeman, dem langjährigen Produzenten der Band, entziehen. Roth gefiel die kommerzielle Ausrichtung der Band nicht, und lehnte anfangs die Synthesizer-Elemente ab, die Eddie auf „1984“ ins Spiel brachte.



Kaum zu glauben, aber in diesem Lichte verständlich, dass Eddie Van Halen „Jump“ schon viele lange Jahre in der Schublade hatte. Es verwundert daher wenig, dass „Jump“ der erste Song war, den Eddie im brandneuen 5150 Studio realisierte. Auf Roths Protest hin soll Eddie nur gesagt haben: „Take it or leave it“. In einem „Rolling Stone“ Artikel behauptete Eddie einmal, dass Roth den Song über zwei Jahre hinweg abgelehnt hatte, bevor er sich schließlich doch breitschlagen ließ, einen Text dafür zu schreiben.

 



Das Cover mit dem berühmten rauchenden Cherubin stammt von der Graphikkünstlerin Margo Nahas. Das Bild war für die Platte nicht extra in Auftrag gegeben worden. Nahas hätte ursprünglich nämlich vier tanzende Damen in Chrom (vermutlich à la AEROSMITHs „Just Push Play“) malen sollen, was diese aber mit der Begründung ablehnte, sie könne die unzähligen Reflexionen, die das Motiv beinhalten würde, nicht umsetzen. Nahas Mann brachte der Band schließlich ihr Portfolio vorbei, und VAN HALEN entschieden sich spontan für den besagten Engel mit Flügeln. Das Model für das Cover hieß Carter Helm, war das Kind eines von Nahas Freunden, und wurde von der Künstlerin mit Schokoladezigaretten fotografiert, bevor diese sich anschickte, das Bild zu malen, und ihm Flügel zu verpassen.



Das Cover wurde schließlich in Großbritannien mit einem Sticker über der Zigarette in des Engels Hand „zensuriert“, und verursachte auch sonst allerlei Kontroversen in konservativeren Kreisen der amerikanischen Gesellschaft.



Beeindruckend war der kommerzielle Erfolg des Albums, was natürlich hauptsächlich der Single geschuldet war. "Jump" erreichte die Nummer eins der Billboard's Singles Charts, und war einer der größten Hits des Jahres 1984. Die Single gehörte zu den zehn am häufigsten im Radio gespielten Songs des Jahres, und rangierte unter den Top-Vier der meistverkauften Rocksongs der Achtziger Jahre. Allein von der Single wurden mehr als drei Millionen Platten verkauft. Und das Album selbst wanderte in den USA mehr als zehn Millionen mal über die Ladentische.


 
„1984“ kletterte bis auf Platz zwei der Billboard Charts, und hielt sich dort hinter MICHAEL JACKSONS Jahrhundertalbum „Thriller“, das dort unumschränkt thronte, ganze fünf Wochen lang (Notiz am Rande: Eddie Van Halen schaffte aber das seltene Kunststück, auch auf Platz eins vertreten zu sein, hatte er doch - sehr zum Missfallen Roths - auf Jacksons "Beat It" ein legendäres Solo eingespielt). Apropos Soli: Eddies Solo auf „Jump“ hatte dieser einmal als das beste Solo bezeichnet, das er nie geschrieben hatte. Offenbar wurde das Solo aus zwei unterschiedlichen Takes zusammengefügt.



Die größte Neuerung im Sound von VAN HALEN waren natürlich Eddies Keyboards (angeblich kam dabei ein Oberheim OB-Xa zum Einsatz). Abgesehen vom knapp einminütigen Intro, das ursprünglich während der „Diver Down“ Tour Micheal Anthonys Bassolo einläutete, ist neben „Jump“ noch “I’ll Wait” sehr von dessen Keyboardspiel dominiert.







Eine der stärksten Nummern des Albums ist zweifelsohne „Panama“. Das Riff lässt jedes Gitarristenherz höher schlagen, und ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit  Dreiklängen absolut geniale Rhythmen zimmern kann.  Die Inspiration zum Titel kam DAVID LEE ROTH, als er ein Autorennen mit einem Teilnehmer namens  “Panama Express”  sah. Roth gab diesen Namen auch seinem 1969er Kadett Caravan. „Panama“ feierte vor knapp zehn Jahren im vierten Teil des Videospiels Gran Turismo 2005 eine kleine Auferstehung, und ist einer der besten VAN HALEN Songs überhaupt.




Sweet, sweet, Waldo! David Lee Roth als Amerikas beliebtester Showmaster, und ein Drum Intro, wie wir es seit LED ZEPPELIN nicht mehr gehört hatten: “Hot For Teacher” braucht keiner großen Erklärung, und verdankt seine Popularität zu einem guten Teil dem Video. Wieder ein geniales Gitarrensolo, bei dem Eddie einmal mehr zeigt, was für ein begnadeter Musiker er ist.






Bezeichnenderweise ist der letzte Song des Albums “House of Pain”. Weniger des Textes wegen, sondern mehr aufgrund seiner für VAN HALEN musikhistorischen Bedeutung. Noch bevor VAN HALEN von Templeman im Starwood in Hollywood entdeckt wurden, befand sich der Song in einer frühen Version auf einem Demo, das die Band an Gene Simmons übergab, welcher es angeblich mit den Worten quittierte, die Band hätte keine Chance, und würde es nie zu etwas bringen. Wie man sich doch irren kann.





Ungeachtet des unglaublichen kommerziellen Erfolgs sollte Roth die Band im folgenden Jahr verlassen und eine Solokarriere starten. Was danach kam, wissen Fans natürlich. Aber „1984“ ist und bleibt eines der wichtigsten Alben dieser großartigen Band. Das Ende einer Ära. Und das letzte "Hooray" von VAN HALEN in Originalbesetzung. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs es irgendwann in naher Zukunft wieder über den großen Teich schaffen werden ...  


Erscheinungsdatum: 13. Januar 1984
Label: Wb (Warner)

1. 1984 – 1:07
2. Jump – 4:04
3. Panama – 3:32
4. Top Jimmy – 3:02
5. Drop Dead Legs – 4:15
6. Hot for Teacher – 4:44
7. I'll Wait – 4:45
8. Girl Gone Bad – 4:35
9. House of Pain – 3:19


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