VAN HALEN "1984"



1984 - das war "Ghostbusters", " Karate Kid", und "Purple Rain". BON JOVI und YNGWIE MALMSTEEN veröffentlichten ihre Debut-Alben. STEVE VAI läutete mit "Flex-Able" seine Solokarriere ein, und BRUCE SPRINGSTEEN monopolisierte mit "Born in the U.S.A." die Radiofrequenzen. „Tetris“ trat seinen weltweiten Siegeszug an, und wer genug Geld hatte, konnte sich den ersten Mac ins Wohnzimmer stellen.



2014 kann und darf nicht vergehen, ohne das wir eines der erfolgreichsten und prägendsten Alben von VAN HALEN würdigen, das heuer sein dreißigjähriges Jubiläum feiert. Lapidar „1984“ betitelt, bescherte VAN HALENs sechstes Album der Band ihren größten kommerziellen Erfolg, und auch einzigen Nummer-eins-Hit in den Charts.



Das Album hätte eigentlich bereits 1983 veröffentlicht werden sollen - vermutlich um einem Abbildungs-Verbot von Zigaretten auf Albumcovers zuvorzukommen, das 1984 eingeführt werden sollte. Erschienen ist es dann schlussendlich im Jänner 1984. Nichtsdestotrotz wurde die Single „Jump“ bereits im Dezember 1983 an die Radiostationen verschickt.



 „1984“ ist VAN HALENs wohl bekanntestes Album, und war bis zur Reunion im Jahre 2012 das letzte Album mit Sänger DAVID LEE ROTH.



Die Band stand zum Zeitpunkt der Aufnahmen an einem Scheideweg. Eddie Van Halen hatte, um mehr künstlerische Freiheit zu bekommen, angefangen, sein eigenes Studio zu bauen. Wollte er sich doch dem Einfluss von David Lee Roth und Ted Templeman, dem langjährigen Produzenten der Band, entziehen. Roth gefiel die kommerzielle Ausrichtung der Band nicht, und lehnte anfangs die Synthesizer-Elemente ab, die Eddie auf „1984“ ins Spiel brachte.



Kaum zu glauben, aber in diesem Lichte verständlich, dass Eddie Van Halen „Jump“ schon viele lange Jahre in der Schublade hatte. Es verwundert daher wenig, dass „Jump“ der erste Song war, den Eddie im brandneuen 5150 Studio realisierte. Auf Roths Protest hin soll Eddie nur gesagt haben: „Take it or leave it“. In einem „Rolling Stone“ Artikel behauptete Eddie einmal, dass Roth den Song über zwei Jahre hinweg abgelehnt hatte, bevor er sich schließlich doch breitschlagen ließ, einen Text dafür zu schreiben.

 



Das Cover mit dem berühmten rauchenden Cherubin stammt von der Graphikkünstlerin Margo Nahas. Das Bild war für die Platte nicht extra in Auftrag gegeben worden. Nahas hätte ursprünglich nämlich vier tanzende Damen in Chrom (vermutlich à la AEROSMITHs „Just Push Play“) malen sollen, was diese aber mit der Begründung ablehnte, sie könne die unzähligen Reflexionen, die das Motiv beinhalten würde, nicht umsetzen. Nahas Mann brachte der Band schließlich ihr Portfolio vorbei, und VAN HALEN entschieden sich spontan für den besagten Engel mit Flügeln. Das Model für das Cover hieß Carter Helm, war das Kind eines von Nahas Freunden, und wurde von der Künstlerin mit Schokoladezigaretten fotografiert, bevor diese sich anschickte, das Bild zu malen, und ihm Flügel zu verpassen.



Das Cover wurde schließlich in Großbritannien mit einem Sticker über der Zigarette in des Engels Hand „zensuriert“, und verursachte auch sonst allerlei Kontroversen in konservativeren Kreisen der amerikanischen Gesellschaft.



Beeindruckend war der kommerzielle Erfolg des Albums, was natürlich hauptsächlich der Single geschuldet war. "Jump" erreichte die Nummer eins der Billboard's Singles Charts, und war einer der größten Hits des Jahres 1984. Die Single gehörte zu den zehn am häufigsten im Radio gespielten Songs des Jahres, und rangierte unter den Top-Vier der meistverkauften Rocksongs der Achtziger Jahre. Allein von der Single wurden mehr als drei Millionen Platten verkauft. Und das Album selbst wanderte in den USA mehr als zehn Millionen mal über die Ladentische.


 
„1984“ kletterte bis auf Platz zwei der Billboard Charts, und hielt sich dort hinter MICHAEL JACKSONS Jahrhundertalbum „Thriller“, das dort unumschränkt thronte, ganze fünf Wochen lang (Notiz am Rande: Eddie Van Halen schaffte aber das seltene Kunststück, auch auf Platz eins vertreten zu sein, hatte er doch - sehr zum Missfallen Roths - auf Jacksons "Beat It" ein legendäres Solo eingespielt). Apropos Soli: Eddies Solo auf „Jump“ hatte dieser einmal als das beste Solo bezeichnet, das er nie geschrieben hatte. Offenbar wurde das Solo aus zwei unterschiedlichen Takes zusammengefügt.



Die größte Neuerung im Sound von VAN HALEN waren natürlich Eddies Keyboards (angeblich kam dabei ein Oberheim OB-Xa zum Einsatz). Abgesehen vom knapp einminütigen Intro, das ursprünglich während der „Diver Down“ Tour Micheal Anthonys Bassolo einläutete, ist neben „Jump“ noch “I’ll Wait” sehr von dessen Keyboardspiel dominiert.







Eine der stärksten Nummern des Albums ist zweifelsohne „Panama“. Das Riff lässt jedes Gitarristenherz höher schlagen, und ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit  Dreiklängen absolut geniale Rhythmen zimmern kann.  Die Inspiration zum Titel kam DAVID LEE ROTH, als er ein Autorennen mit einem Teilnehmer namens  “Panama Express”  sah. Roth gab diesen Namen auch seinem 1969er Kadett Caravan. „Panama“ feierte vor knapp zehn Jahren im vierten Teil des Videospiels Gran Turismo 2005 eine kleine Auferstehung, und ist einer der besten VAN HALEN Songs überhaupt.




Sweet, sweet, Waldo! David Lee Roth als Amerikas beliebtester Showmaster, und ein Drum Intro, wie wir es seit LED ZEPPELIN nicht mehr gehört hatten: “Hot For Teacher” braucht keiner großen Erklärung, und verdankt seine Popularität zu einem guten Teil dem Video. Wieder ein geniales Gitarrensolo, bei dem Eddie einmal mehr zeigt, was für ein begnadeter Musiker er ist.






Bezeichnenderweise ist der letzte Song des Albums “House of Pain”. Weniger des Textes wegen, sondern mehr aufgrund seiner für VAN HALEN musikhistorischen Bedeutung. Noch bevor VAN HALEN von Templeman im Starwood in Hollywood entdeckt wurden, befand sich der Song in einer frühen Version auf einem Demo, das die Band an Gene Simmons übergab, welcher es angeblich mit den Worten quittierte, die Band hätte keine Chance, und würde es nie zu etwas bringen. Wie man sich doch irren kann.





Ungeachtet des unglaublichen kommerziellen Erfolgs sollte Roth die Band im folgenden Jahr verlassen und eine Solokarriere starten. Was danach kam, wissen Fans natürlich. Aber „1984“ ist und bleibt eines der wichtigsten Alben dieser großartigen Band. Das Ende einer Ära. Und das letzte "Hooray" von VAN HALEN in Originalbesetzung. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs es irgendwann in naher Zukunft wieder über den großen Teich schaffen werden ...  


Erscheinungsdatum: 13. Januar 1984
Label: Wb (Warner)

1. 1984 – 1:07
2. Jump – 4:04
3. Panama – 3:32
4. Top Jimmy – 3:02
5. Drop Dead Legs – 4:15
6. Hot for Teacher – 4:44
7. I'll Wait – 4:45
8. Girl Gone Bad – 4:35
9. House of Pain – 3:19


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