PLINI "Handmade Cities"



 


Spätestens seid unserem Besuch der umjubelten Konzerttournee von Tosin Abasis ANIMALS AS LEADERS im Jahr 2016, auf der PLINI sowohl mit seiner eigenen Band, als auch als Mitglied der kanadischen INTERVALS im Vorprogramm auftrat, wurde offensichtlich, dass sich hier ein neues Talent anschickt, der instrumentalen Gitarrenmusik zu einer Renaissance zu verhelfen. Die zahlreich erschienen Besucher im Wiener Chelsea Ende März legten eindrucksvoll Zeugnis davon ab, dass sich das Schaffen des Musikers herumgesprochen hat, und man nicht lange davon überzeugt werden musste, sich beim ersten Headlinerkonzert in heimischen Gefilden einzufinden.


Drei EPs unter eigenem, sowie eine mit dem schottischen Musiker Sithu Aye hat PLINI bisher veröffentlicht. "Handmade Cities" ist das erste Studioalbum des 24-jährigen Australiers, und eine mehr als üppige Fundgrube an vertrackten Riffs, rhythmischen Versatzstücken, Tapping-Etüden und geschmeidigen Legato-Läufen.


Selten sind bei einem Musiker die Einflüsse zwar derart deutlich herauszuhören, aber nichtsdestotrotz transzendiert und zu einem völlig neuen Ganzen verschmolzen. Insbesondere die Spielweise von STEVE VAI hat PLINI durchaus studiert, aber daraus seinen ganz eigenen Stil gesponnen. Auch das Spiel eines JOE SATRIANI, TOSIN ABASI, JOHN PETRUCCI und GUTHRIE GOVAN  haben PLINI nach eigenen Angaben maßgeblich beeinflusst (siehe dazu auch unser Interview mit dem Gitarristen).


Musikalisch entwirft PLINI auf "Handmade Cities" Klanglandschaften von betörender, fast ist man geneigt zu sagen - erhabener - Schönheit. Im "Brotberuf" studierter Architekt, entfalten sich auf  "Handmade Cities" Riffgewitter, die sich geschmeidig mit sanft wiegenden Melodien abwechseln, und dabei eine Atmosphäre kreieren, die irgendwie so gar nicht zur düsteren Grundstimmung unserer Gegenwart passen wollen.


"Handmade Cities" lädt zum Immer-wieder-Hören ein, ist kompositorisch und handwerklich absolut top, und hat nicht ohne Grund begeisterte Reaktionen von Fans und Musikerkollegen gleichermaßen hervorgerufen. Der Ritterschlag kam schließlich von STEVE VAI selbst, der dem Musiker eine glorreiche Zukunft beschieden hat. Hier steht eine neue Generation in den Startlöchern, die die nächsten Jahrzehnte maßgeblich prägen und mitgestalten wird.  Man darf gespannt sein, wohin die Reise gehen wird. Spitzenklasse!

 



Erscheinungstermin: 26. August 2016
Label: Plini

Tracklist

1. Electric Sunrise
2. Handmade Cities
3. Inhale
4. Every Piece Matters
5. Pastures
6. Here We Are, Again
7. Cascade

www.plini.co

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

ERIC GALES „Middle of the Road“

 

 

 

Kaum jemandem werden in Gitarristenkreisen so freimütig Rosen gestreut, wie dem im Jahr 1974 geborenen ERIC GALES. Ob JOE BONAMASSA, DAVE NAVARRO oder MARK TREMONTI - sie alle loben den Ausnahmemusiker über den grünen Klee. Dabei ist Gales, wie wir bei unseren letzten beiden Begegnungen mit ihm feststellen durften, bei aller Könnerschaft frei von Starallüren, unkompliziert im Umgang und ein zugänglicher Mensch. Nicht selbstverständlich in Zeiten, in denen Selbstdarsteller die Tonart vorgeben.



Mit "Middle of the Road" legt uns Gales sein vierzehntes Solo-Studioalbum vor. Aufgenommen wurde in gleich drei verschiedenen Studios in Hollywood, Cleveland und Memphis. Für das vorliegende Werk bat Gales eine recht umfangreiche Truppe an Mitstreitern vor die Mikrofone: die Stammmannschaft bilden Aaron Haggerty am Schlagzeug, Dylan Wiggins an der Orgel, Erics Frau LaDonna an den Backing Vocals, und Maxwell »Wizard« Drummey am Mellotron.  Am Produzentenpult hat niemand Geringerer als Tonstudio-Legende Fabrizio Grossi Platz genommen. Als ob dem noch nicht genug wäre, hat sich im Studio noch eine ganze Schar von Gästen und Freunden die Türklinke in die Hand gedrückt, darunter Lauryn Hill, Gary Clark Jr, Erics Bruder Eugene, Lance Lopez, Raphael Saadiq und Christone »Kingfish« Ingram. Die Bassparts hat der Meister, einen Vorschlag Grossis aufgreifend, hingegen selbst übernommen.



Während andere um die Vierzig in die Sinnkrise purzeln, gibt sich Gales zufrieden und in Einklang mit sich selbst wie selten zuvor in seiner mitunter durchaus turbulenten Laufbahn. Und so ist "Middle of the Road" ein sehr ausgewogenes Album geworden, bei dem die Rock-Anteile zwar ein wenig zurückgefahren wurden (wir denken dabei an "Transformation" aus dem Jahr 2011, oder das kurzlebige PINNICK GALES PRIDGEN Projekt). Nichtsdestotrotz regiert auf „Middle of the Road“ wieder Erics außergewöhnlich guter Ton mit leidenschaftlich vorgetragenen Riffs à la Jimi Hendrix („Good Time“), geshuffelten, vom Geist des Reggae angehauchten Rhythmen („Change In Me“, „Been So Long“), und mit Inbrunst vorgetragenen Blues-Licks („I’ve Been Deceived“, „Boogie Man“).



ERIC GALES ist auf "Middle of the Road" eine feinfühlig austarierte Mischung aus Rock, Blues, Soul und Funk gelungen. Perfekt in Szene gesetzt - wie könnte es bei Grossis magischem Gespür für edle Klänge anders sein - cruised Gales  auf "Middle of the Road" stattlich auf weit ausladenden Blues und Funk-Pisten. Es ist das bis dato wahrscheinlich ausgereifteste, um nicht zu sagen – ausgeglichenste - Album von ERIC GALES geworden, dem, auch das soll gesagt sein, die eine oder andere Ecke oder Kante mehr auch nicht geschadet hätte. Derzeit in den Blues-iTunes Charts auf Nummer eins. Zu Recht.

 

 


Erscheinungsdatum: 24. Februar 2017
Label: Mascot Label Group (rough trade)

Tracklist

01. Good Time
02. Change In Me (The Rebirth)
03. Carry Yourself
04. Boogie Man (feat. Gary Clark Jr.)
05. Been So Long
06. Help Yourself (feat. Christone „Kingfish“ Ingram)
07. I’ve Been Deceived
08. Repetition (feat. Eugene Gales)
09. Help Me Let Go
10. I Don’t Know
11. Swamp

www.ericgalesband.com

 

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

JOHN 5 and THE CREATURES „Season of the Witch“






Nach sechs Videoveröffentlichung im Vorfeld des Album-Releases von JOHN 5s neuer CD ist es nun endlich soweit: Mit „Season of the Witch“ legt uns der Saitenzauberer sein Soloalbum Nummer acht vor.

 


Es ist schon erstaunlich, welchen Lebenslauf der 1971 geborene, und unter bürgerlichem Namen als John William Lowery firmierende JOHN 5 vorweisen kann. Nach seiner Karriereinitialzündung bei DAVID LEE ROTH, führten ihn weitere Stationen zu Arbeitsplätzen bei Rob Halford und Selbstvermarktungsikone MARILYN MANSON, bis er schließlich im Gruselkabinett von ROB ZOMBIE landete, bei dem er seit 2005 für fetzige Riffs verantwortlich zeichnet. Zurzeit befindet sich JOHN 5 mit seiner Band THE CREATURES auf einer ausgedehnten Solo-Tournee durch die Vereinigten Staaten, die Presseberichten zufolge ausgesprochen erfolgreich verläuft.





Musikalisch brennt JOHN 5 auf „Season of the Witch“ ein Feuerwerk an technischer Raffinesse und Fingerfertigkeit sondergleichen ab. Die Songs reichen dabei von Uptempo-Krachern ("Black Grass Plague"), melodischen Arpeggio Etüden („Now Fear This“), bis hin zu Jazz-Fusion Kabinettstücken ("Here's to the Crazy Ones"). Mit "Hell Haw" belegt er sein Talent für Country-Kompositionen, und setzt einer TV-Serie aus seinen Kindertagen ein musikalisches Denkmal. Aufgelockert wird das ganze durch ein flockig-fröstelndes Intro, und diverse Einspielungen vom Kinder-Krampus aus einschlägigen Filmarchiven. Apropos. Der Titeltrack würde als Soundkulisse für den jüngsten, cinematografisch ganz hervorragend in Szene gesetzten dritten Teil von „The Purge“ eine hervorragende Figur machen.






Es verwundert daher nicht weiter, dass einige Tracks auf Studioalbum Nummer acht auch gut und gerne auf einem ROB ZOMBIE Release Platz hätten finden können. Höhepunkt des Albums ist indes das allein vorgetragene „Ddd“, bei dem JOHN 5 sein ganzes Können zeigt, und in bester, an Eddie Van Halen erinnernder Manier, ein fetzig-rhythmisches Solostück aus dem Ärmel schüttelt.



„Season of the Witch“ ist ein vor Ideen, Riffs und Arpeggios berstendes Solowerk geworden, und eines der kreativsten Shredder-Alben der jüngeren Vergangenheit. Volle Punktzahl für ein gelungenes künstlerisches Statement.

 



Erscheinungstermin: 3. März 2017
Label: 60 cycle hum records

Tracklisting

1. Book of Spells
2. Black Grass Plague
3. Guitars, Tits and Monsters
4. Now Fear This
5. Behind the Nut Love
6. Making Monsters
7. Dr. Evil’s Spook Show
8. Here’s To The Crazy Ones
9. The Macabre
10. Triple D
11. Hell Haw
12. Ode to Jasper
13. Season Of The Witch

http://john-5.com/main/

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save

GLENN JONES "Fleeting"





Der US-amerikanische Gitarrist GLENN JONES ist ein Meister der leisen American Primitivism Töne. Sein letztes  Album „Fleeting“ reiht sich in eine Reihe ganz vorzüglicher Alben jüngeren Datums in diesem Bereich ein: Wir denken dabei an Veröffentlichungen von Gitarristen wie Dylan Golden Aycock, Daniel Bachman, und - in unseren Breitengraden - von Künstlern wie Markus Schlesinger.



Wurde das Vorgänger-Album „My Garden State“ aus dem Jahr 2013 noch geschrieben, als Jones seine  Mutter pflegte, ist "Fleeting" in der Phase vor und nach dem Tod seiner Mutter entstanden. Und so verwundert es nicht weiter, dass Jones auf einer Spielzeit von 38 Minuten zehn Kompositionen mit Tiefgang evoziert, und Erinnerungen, Eindrücke und Stimmungen Revue passieren lässt, die allerdings niemals in allzu melancholische Gefilde abdriften.


Von vielen seiner Genre-Kollegen hebt sich Jones insofern ab, als er Gitarre und Banjo gleichermaßen beherrscht, und sich dies in seinen Kompositionen widerspiegelt. Dabei bedient er sich gezielt unterschiedlicher Tunings, und lässt sich von diesen inspirieren, auch wenn viele der Stimmungen niemals wieder verwendet werden.



Musikalisch schimmern auf „Fleeting“ wiederholt leitmotivische Ansätze durch: Stücke wie „Cleo Awake“ und „Cleo Asleep“ bilden thematische Klammern, und betten Songs wie „Mother’s Day“ oder das bluesig-angehauchte „Close to the Ground“ sanft wiegend ein. Höhepunkt des Albums ist indes das auf dem Banjo vorgetragene, stark verhallte „Spokane River Falls“ mit seiner wild-romantischen Melodie.


Man wird es nicht bereuen, dem Märzhasen durch den Kaninchenbau zu folgen, und sich auf musikalische Entdeckungsreise zu begeben. Es tut gut, einmal einen Schritt zurückzutreten und sich zu vergegenwärtigen, was mit nur einer Gitarre - eine Tonspur, ganz allein gespielt, ohne Verstärker, Effektpedalbatterien und sonstigem Zubehör - so alles möglich ist. Ein Album voll zauberhafter Schönheit und Substanz!




Erscheinungstermin: 25. März 2016
Label: Thrill Jockey

Tracklist


1. Flower Turned Inside-Out
2. In Durance Vile
3. Cléo Awake
4. Mother's Day
5. Gone Before
6. Spokane River Falls
7. Portrait of Basho as a Young Dragon
8. Close to the Ground
9. Cléo Asleep
10. June Too Soon, October All Over

https://www.facebook.com/GlennJonesGuitar/

Save

Save

Save

Save

Save

Save

THE BREW „Shake the Tree“

 

Jetzt hätten wir doch beinahe ein Blues-Rock Kleinod des Jahres 2016 übersehen. Sucht man im Netz nach Rezensionen von "Shake the Tree" des britischen Trios THE BREW, so hält sich die Treffer-Liste in überschaubaren Grenzen. Was angesichts der kompositorischen Klasse des jüngsten Outputs doch überrascht. Aufmerksam wurden wir auf die CD nämlich erst durch den Opener, der sich auf die Playliste eines einschlägigen Streaming-Dienstes 'geschmuggelt' hatte.



Erst im November des vergangenen Jahres gab das britische Trio THE BREW in Wien ein Konzert im Rahmen seiner Europa-Tournee. Eigentlich bietet das Trio auf seinem fünften Longplayer nichts überwältigend Neues. Sänger und Gitarrist Jason Barwick, Bassist Tim Smith und dessen Sohn Kurtis am Schlagzueg gelingt es jedoch mit ihrem Sound dermaßen geil Radau zu machen, dass sich die Hand wie von selbst gen Lautstärke-Regler bewegt, und einen Gutteil der Nummern auf die Favoritenliste verfrachtet.



Wunderbar schnörkellos, und ohne viel Firlefanz macht Barwick auf der Gitarre mächtig Alarm, und entlockt dabei seinem Effektboard so ziemlich die besten Tremolo-Sounds seit Scott Holiday. THE BREW brauen ein kurzes (Gesamtspielzeit 36 Minuten), dafür aber umso konzentrierteres Rock-Elixier für Feinschmecker: Ob „Black Hole Soul“, „Name on a Bullet“ oder das vom Geist des Brit-Pop angehauchte „My Juliet“ – die Songs sind alle durchwegs große Klasse.



THE BREW ist mit ihrem fünften Studio-Album ein großartiger Wurf gelungen. „Shake the Tree“ transportiert ein für eine Studio-Platte erfrischendes Live-Feeling. Es lohnt den Baum zu schütteln. Man wird herrlich unbeschwerte, unprätentiöse und mit Leidenschaft vorgetragene Rock-Musik auflesen, die die Herzen von Fans wie MONSTER TRUCK, den BLUES PILLS, oder ZODIAC höher schlagen lassen wird. Versprochen.

 

Perfekt gebraut!



 


Erscheinungstermin: 23. September 2016
Label: Jazzhaus Records

Tracklist

1. Johnny Moore
2. Knife Edge
3. Shake the Tree
4. Black Hole Soul
5. Without You
6. Rock'n'Roll Dealer
7. Name on a Bullet
8. Small Town Faces
9. Ambassador to the Lonely
10. My Juliet

www.the-brew.net

Save

Save

Save

Save

Save

Save

Save