BRUNO CAVICCHINI "Overtones"

 

Eine feine Sache ist uns da mit BRUNO CAVICCHINIs EP "Overtones" ins Haus geflattert. In Italien ist der im Jahre 1977 geborene Gitarrist durchaus kein Unbekannter mehr. Gespielt hat der Mann, der eine klassische Musik-Ausbildung genossen hat, unter anderem mit Ian Paice von DEEP PURPLE, und diversen JETHRO TULL Musikern. Mit seiner Band THE ECLIPSE, einer neo-klassisch-beeinflussten Progrockband, bespielte er die italienischen Bühnen, bevor diese sich schließlich im Jahre 2002 auflösten und er am “St. Louis College of Music” in Rom erneut die Schulbank drückte.

Die im November und Dezember 2012 in den Ghost Track Studios in Rom aufgenommene EP besticht durch sechs starke Eigenkompositionen, und durchgehend sehr geschmackvolles Spiel.  Das Rhythmusfundament übernahmen Domenico Ragone am Bass und Pino Liberti am Schlagzeug.

Der Opener "Here and Beyond" begeistert durch sein gefühlvolles Phrasing, das stellenweise an die Meisterschaft eines STEVE HACKETT erinnert. "Here and Beyond" ist eine tolle Komposition, bei der vor allem die Melodien im Vordergrund stehen. Auf "Fallocaster" zeigt der Mann, dass er in Italien zu den Besten seines Fachs gehört. Rasend schnelle Läufe mit einem fetten Sound versehen stehen hier im Mittelpunkt. Beeindruckend, wie Cavicchini vom Leder zieht. Immer wieder hört man dessen Einflüsse durch, hat er doch auch in diversen DEEP PURPLE, RAINBOW und LED ZEPPELIN Tribute Bands gespielt. Abgerundet wird die EP durch eine Nummer mit Gesang, nämlich "Hazy Days", bei dem Danilo Galgano für die Vocals verantwortlich zeichnet.

Wie schon erwähnt, rundet der tolle Sound den positiven Höreindruck ab. Fans von PINK FLOYD, STEVE HACKETT und JEFF BECK sollten definitv mal bei "Overtones" reinhören. Zu beziehen ist die EP übrigens als digitaler Download im iTunes Store und über Amazon. Bei dem Preis kann man eigentlich nichts falsch machen. Tolle EP, die Lust auf ein ganzes Album macht. Bravo. Mehr davon!

 

 4.0 von 5.0 Punkten.

 

Label: Videoradio edizioni musicali

Erscheinungsdatum: 2013

 

Tracklist

1. Here and Beyond     

2. Floating Moons            

3. Duckman       

4. Serenity           

5. Fallocaster    

6. Hazy Days

www.myspace.com/brunocavicchini

facebook: bruno cavicchini

J. J. CALE "Naturally"





Aus gegebenem Anlass wollen wir an dieser Stelle einen großartigen Songwriter und Musiker mit einer Classic Review würdigen. Die Rede ist von John Weldon Cale, der am 26. Juli in La Jolla, San Diego, 74-jährig an einem Herzinfarkt gestorben ist. 


Wahrscheinlich gibt es nicht wenige, die aus allen Wolken gefallen sind, als sie das erste Mal von J.J. Cale hörten. "Wie bitte? 'After Midnight' stammt nicht aus Eric Claptons Feder?" Dass andere mit seinen Kompositionen mehr Bekanntheit erlangten, als dieser selbst, dürfte wohl auch der Persönlichkeitsstruktur dieses Künstlers geschuldet sein. Zeit seines Lebens mied dieser die Öffentlichkeit, und machte nicht viel Aufhebens um seine Person. So verwunderte es nicht weiter, dass es anfänglich vor allem andere Musiker waren, die mit seinen Kompositionen Ruhm ernteten. Allen voran ERIC CLAPTON, CARLOS SANTANA und LYNYRD SKYNYRD.

John Weldon Cale, geboren im Dezember 1938 in Oklahoma City, war ein großartiger Musiker und ein noch großartigerer Komponist. Wollte man den Mann kurz und prägnant umschreiben, so wäre "laid-back" wohl die richtige Wortwahl - sowohl was ihn als Menschen, als auch seinen persöhnlichen Spielstil betraf. Eric Clapton beschrieb Cale  in einem Interview einmal als Minimalisten, bei dem man vor allem auf die Feinheiten in seinem Stil achten müsse.

 

Es ist schwer, ein Album aus Cales zahlreichen Veröffentlichungen herauszupicken. Sind doch viele seiner Alben Meisterwerke. Den Grundstein für Cales Karriere legte jedoch dessen Debutalbum "Naturally" aus dem Jahre 1972, welches bereits alle wichtigen Ingredienzien seines Stils mitbrachte. Im Grunde genommen hatte Cale Anfang dreißig schon fast mit einer (erfolgreichen) Karriere als Musiker abgeschlossen. Wie dieser selbst einmal sagte, wusste er aber in dem Moment, als er Claptons Version von "After Midnight" 1970 im Radio hörte, dass sich sein Leben fortan schlagartig verändern würde.  Cale war bereits 32, 33 Jahre alt, als er sein Debut aufnahm.


„Naturally“ besticht durch seinen unaufgeregten, leicht unterkühlten Sprechgesang, sowie die minimalistische, aufs Wesentliche reduzierte Begleitinstrumentierung. Cales Mischung aus Rockabilly, Blues, Jazz und Country, wurde als Tulsa Sound bekannt. Mit Perlen wie "Crazy Mama", "Magnolia", "Don't Go To Strangers", "Call the Doctor" ist "Naturally" ein richtungsweisendes Album, das bis zum heutigen Tag nichts von seinem Zauber eingebüßt hat. Von den beiden Welthits "Call Me The Breeze" und "After Midnight" ganz zu schweigen.

Über sich selbst sagte Cale einmal: "Im Grunde genommen bin ich nur ein Gitarrist, der erkannt hatte, dass ich mir mit meinem Gitarrespiel niemals das Abendessen würde verdienen können. Also habe ich mit dem Komponieren angefangen, was doch ein einträglicheres Geschäft ist".

Die Musikwelt wäre ohne Cales Spiel und Kompositionen nicht vorstellbar.

R.I.P. John Weldon Cale.


Erscheinungsdatum: 1. Januar 1972
Label: Mercury (Universal)

Tracklist


1. Call Me The Breeze     
2. Call The Doctor   
3. Don't Go To Strangers   
4. Woman I Love   
5. Magnolia   
6. Clyde
7. Crazy Mama   
8. Nowhere To Run   
9. After Midnight   
10. River Runs Deep   
11. Bringing It Back   
12. Crying Eyes

www.jjcale.com

JOHN SCOFIELD "Überjam Deux"

 

Die Reaktionen auf John Scofields neues Album "Überjam Deux" hätten unterschiedlicher nicht ausfallen können. Während die einen es als den legitimen Nachfolger des Weltklassealbums "Überjam" abfeiern, gibt es auch die Stimmen jener, die von Abzocke und Fahrstuhlmusik sprechen, wo noch das beste am neuen Album das Plattencover sei. Letzteren sei gesagt: Weit gefehlt, denn das Album liefert einen perfekten Easy-Listening Soundtrack für den Sommer.

Einmal mehr hat sich Scofield mit seinen Mistreitern Avi Bortnick (Gitarre), Andy Hess (Bass), Adam Deitch & Louis Cato (Schlagzeug), sowie Gaststar John Medeski (Keyboard) zusammengetan, um den neuen Silberling einzuspielen. Frei nach dem Leitspruch “the Groove goes on”, kredenzt Scofield dem geneigten Hörer auf "Überjam Deux"  einen Mix aus Funk, R&B, Afro-Beat, Reggae, und einer wohl dosierten Prise Light-Jazz. Scofields eigenen Aussagen zufolge entstammt ein Gutteil des Materials seiner, und der Feder des Sample-Experten und Rhythmusgitarristen Avi Bortnick, der hier erneut unter Beweis stellt, wie man die Grenzen des Instruments erfolgreich ausloten kann.

Die musikalischen Kleinode des Albums verstecken sich dabei eher im letzten Drittel des Albums. Insbesondere die Nummern „Curtis Knew“  und „Just Don't Want To Be Lonely“ stechen hervor.  Und so ist "Überjam Deux" beileibe kein schlechtes Album. Es muss sich nur an seinem genialen Vorgänger (sowie den vielen anderen Meilensteinen und hochwertigen Veröffentlichungen des Meisters) messen lassen. Man ist daher wohl auf der sicheren Seite, wenn man sagt, dass das vor mehr als zehn Jahren erschienene Vorgängeralbum unerreicht bleibt.  "Überjam" hat auf ewig seinen besonderen Platz in der Geschichte dieses außergewöhnlichen Musikers eingenommen. Ob man das in zehn Jahren auch von dem nun vorliegenden Album behaupten wird können, muss jeder für sich selbst entscheiden. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier sicher mehr drin gewesen wäre.

John Scofield ist und bleibt einer der kreativsten Köpfe des Genres, der auch gerne mal über den Tellerrand lugt, und neues Terrain erkundet. Dafuer gebührt Respekt. Das Konzert der  "Überjam" Tour im Porgy & Bess im Mai 2002 war schon eine feine Sache. Bleibt zu hoffen, dass die Herren in dieser Formation auch diesmal wieder auf Tour nach Österreich kommen werden ...

4.0 von 5.0 Punkten

Erscheiungsdatum: 24. Mai 2013
Label: Emarcy Records (Universal)

 

Tracklist


1. Camelus     
2. Boogie Stupid     
3. Endless Summer   
4. Dub Dub   
5. Cracked Ice   
6. Al Green Song
7. Snake Dance       
8.
Scotown   
9. Torero   
10. Curtis Knew   
11. Just Don't Want To Be Lonely

www.johnscofield.com

 

BILL FRISELL "Big Sur"



Review veröffentlicht im Juli 2013.

Mehr als 30 Alben in 25 Jahren und ein Grammy für das "Best Contemporary Jazz Album" des Jahres 2005: Der im Jahre 1951 geborene Gitarrist BILL FRISELL kann wahrlich auf eine beeindruckende Karierre zurückblicken. Nach dem im Jahre 2011 erschienen "All We Are Saying: Frisell Plays Lennon" setzt Frisell mit dem nun vorliegenden "Big Sur" einer der beindruckendsten Landschaften der USA ein musikalisches Denkmal.

 

Big Sur - der Name allein genügt, um vor dem geistigen Auge diese viel zitierte und oft beschriebene Küstenlandschaft materialisieren zu lassen. Ob Hunter S. Thompson, Jack Kerouac oder Henry Miller. Was in der US amerikanischen Literatur schon längst seinen Niederschlag gefunden hat, findet mit dem Album von Frisells Big Sur Quintet nun auch seine musikalische Entsprechung.


Die Kompositionen sind ein Auftragswerk des  Monterey Jazz Festivals. Ein Großteil der Stücke wurde auf der Glen Deven Ranch in Big Sur, was soviel wie "Großer Süden" bedeutet, komponiert, und von Frisells Mitmusikern Jenny Scheinman (Geige), Eyvind Kang (Viola), Hank Roberts (Cello) und Rudy Royston (Schlagzeug) perfekt in Szene gesetzt. "Big Sur", irgendwo im Spannungsfeld von Jazz, Americana und Kammermusik angesiedelt, vermag es, den Hörer auf eine mal vergnügliche, meist aber melancholische Reise in eine der bezauberndsten Landschaften der USA mitzunehmen.

 

BILL FRISELL hatte schon immer den "one-in-a-million" Sound, der auch auf "Big Sur" seine Fortsetzung findet. Sparsam, unaufgeregt und unaufdringlich schlängelt sich Frisells Gitarrenspiel durch die neunzehn Kompositionen. Dabei muss man dem Künstler auch ein dickes Lob aussprechen, dass er immer wieder durch seine Instrumentierungen auch unkonventionelle musikalische Pfade zu beschreiten bereit ist. Ein Hank Roberts oder Eyvind Kang gewinnen der Musik dabei Nuancen ab, die mit einer eher traditionellen Instrumentierung so nicht möglich gewesen wären. Als Anspieltipps seien der Opener "The Music of Glen Deven Ranch", das eingängige "The Big One", oder "Highway 1" genannt. Auch seiner Vorliebe für leitmotivische Themen trägt Frisell auf "Big Sur" wieder Rechnung. Auf dem Titeltrack des Albums verspürt man richtiggehend die innerliche Zerrissenheit eines Jack Dulouc - dem Protagonisten von Kerouacs Roman "Big Sur" - zwischen der unbändigen Schönheit der Natur, und der damit einhergehenden Einsamkeit.


"Big Sur" ist ein mehr als gelungenes Album, das vor allem auch von seinen starken Assoziationen lebt. Sehr fein! Höchste Zeit, sich wieder einmal "Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch" zu Gemüte zu führen ...

 

5.0 von 5.0 Punkten

 

Erscheinungsdatum: 31. Mai 2013
Label: Okeh (Sony Music)

1. The Music of Glen Deven Ranch     
2. Sing Together Like a Family   
3. A Good Spot
4. Going to California   
5. The Big One     
6. Somewhere   
7. Gather Good Things   
8. Cry Alone     
9. The Animals   
10. Highway 1   
11. A Beautiful View   
12. Hawks   
13. We All Love Neil Young   
14. Big Sur   
15. On the Lookout   
16. Shacked Up   
17. Walking Stick (for Jim Cox)   
19. Far Away

www.billfrisell.com

 

DAMIAN MURDOCH TRIO „Electric Tentacles“

 

Review erschienen im Juni 2013.

 

Das DAMIAN MURDOCH TRIO hatten wir schon seit längerem auf unserem Radar. Immer wieder macht der Australier mit seinen beiden österreichischen Mitstreitern bei Konzerten in der Bundeshauptstadt von sich reden. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis wir die Truppe und ihre Musik einmal genauer unter die Lupe nehmen durften. Als uns Damian dann eine Promoversion seines Debuts übermittelte, wurde schnell offenkundig, dass eine Review hermusste.


Eingespielt wurde das Debutalbum „Electric Tentacles“ gemeinsam mit seinen beiden Mitmusikern Michael Posch am Schlagzeug und Matthias ‘Johnny Wieser‘ am Bass. Erst vor kurzem konnte man die Formation live am Donauinselfest erleben, bei dem erstmals auch Basser Harry Stöckl zu hören war, der Matthias ‘Johnny Wieser‘ mittlerweile als Tieftonspezialist abgelöst hat.


Quer durch das Album nimmt das Trio den Hörer auf eine instrumentale Achterbahnfahrt mit, die sich gewaschen hat. Schon beim Opener, passenderweise „The Opener“ betitelt, machen Murdoch und seine Mitstreiter unmissverständlich klar, in welche Richtung es gehen soll: erdiger Rock mit Ecken und Kanten, deftigen Blues-Einsprengseln, und ordentlich Dreck unter den Fingernägeln. Anspieltipp? „Funky Desert Rider“, bei dem insbesondere die perfekt eingespielte Rhythmusfraktion dem Gitarristen ein groovendes Fundament bereitet, auf dem dieser sein energiegeladenes Spiel entfalten kann.


Stilistisch lässt sich das Trio zwischen BLACK SABBATH, HENDRIX und SCOTT HENDERSON verorten. Ob das schleppende „Sleazeball“, oder der nach vorne abgehende Rocker „The Eternal Search for the Alpha Jellyfish“, dem DAMIAN MURDOCH TRIO ist es auf seinem Debutalbum geglückt, gute Kompositionen mit Murdochs unbändiger Energie und Spielfreude zu paaren. „Electric Tentacles“ hat eindeutig Rock-Schlagseite, und driftet dabei nicht selten auch mal in härtere Gefilde ab. Auch Improvisationen wird Platz eingeräumt, was sich vor allem live sehr gut macht. Nicht zu vergessen: der für eine in Eigenregie einspielte Langrille deftige Sound. Das fetzt!

 


Erscheinungsdatum: Dezember 2012
Label: Eigenproduktion

Tracklist:

1. The Opener
2. Funky Desert Rider
3. The Final Absturz
4. Visceral Circles of the Cosmos
5. Lean Kathleen's Killing Machine
6. The Dragon Slayed the Princess
7. Sleazeball
8. The Eternal Search for the Alpha Jelly Fish
9. Jump Rope with Electric Wires

 

www.damianmurdochtrio.com
www.reverbnation.com/damianmurdochtrio
www.facebook.com/damianmurdochtrio
www.youtube.com/damianmurdochtrio