GERALD GRADWOHL „Big Land“

 

Review erschienen im Jahr 2013.

 

Fast wird es einem schon unheimlich. Einige der besten Veröffentlichungen im Jazz/Fusion Bereich des Jahres 2013 kommen aus - auch im übertragenen Sinne - heimischen Breitengraden.  Ob ALEX MACHACEK, CONRAD SCHRENK oder, so wie im nun vorliegenden Fall, GERALD GRADWOHLs "Big Land". Man ist wohl auf der sicheren Seite, wenn man sagt, dass viele der spannendsten Langrillen in diesem Bereich im internationalen Vergleich gesehen von heimischen Künstlern herausgebracht wurden.

 

Gradwohl ist ein Vollprofi. Neben seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter für Jazz und Popularmusik am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt, greift er auch für Dancing Stars in die Saiten. Der im Jahre 1967 in Wiener Neustadt geborene Gitarrist  liefert mit „Big Land“ ein spannendes Statement einer top eingespielten Formation ab. Wieder mit am Start: der Ausnahmeschlagzeuger Kirk Covington, Thomas Kugi am Saxofon, und Harald Weinkum am Bass. Für all diejenigen, die diese Formation auf der letzten Tour live gesehen haben wird „Big Land“ einige Erinnerungen wachrufen.  So ging man nämlich im Anschluss an die letzte Tour gleich ins Studio um das neue Album einzuspielen. Bis auf ein paar Sax Overdubs und zwei Rhythmusgitarren, die Gradwohl im nachhinein zuhause aufgenommen hat, wurde „Big Land“ live im Wiener Without Walls Studio in nur zweieinhalb Tagen aufs Band gebannt. Lest dazu mehr in unserem Interview mit Gerald.

 

Gradwohl gelingt es auf „Big Land“ im Spannungsfeld von Künstlern wie TRIBAL TECH, MIKE STERN und JEFF BECK seinen ganz eigenen unverkennbaren Stil zu etablieren. Dass dabei auch immer wieder mal Gradwohls Rockeinflüsse durchschimmern, stößt bei uns natürlich auf nicht unbeträchtliche Gegenliebe. Sehr gut gefallen auch diesmal wieder vor allem Gradwohls Mitmusiker. Weinkum ist ein Spitzenbassist, der mit seinen geschmackvollen Lines und seinem absolut wasserdichten Bass-Fundament die rund elf Nummern - davon zehn Eigenkompositionen - veredelt. Ganz besonders hervorstechen diesmal Thomas Kugis Improvisationen. Ein Highlight der Platte ist sein gefühlvolles Spiel auf „The Light Inside“.  Wer den Schlagzeug-Achtzylinder Kirk Covington jemals live gesehen hat, weiß dass hier ein wahrer Meister seiner Fachs am Werk ist.

 

Ob der Openener „Squier '78“, das funkige „Yes or No“, oder der fast schon epische Titeltrack „Big Land“, den Gradwohl seiner eigenen Aussage nach MICHAEL LANDAU gewidmet hat - „Big Land“ bietet durch die Bank tolle und gelungene Kompositionen, die als perfekte Startrampen für Improvisationserkundungsflüge dienen. Besonders überzeugen kann Gradwohl, wenn er sich anschickt Thomas Kugi zu begleiten, was dann zu einer Lehrstunde in Sachen Rhythmusarbeit wird. Mit dem Song „I Remember Berg“ setzt Gradwohl BOB BERG ein musikalisches Denkmal. Waren doch dessen letzte Einspielungen vor seinem Tod ja seine Aufnahmen auf Gradwohls im Jahre 2003 erschienen Album „ABQ“.

 

„Big Land“ ist Gradwohls bestes Album seit seinem Meilenstein "ABQ". Es sei an dieser Stelle einmal mehr festgehalten, dass Künstler wie Gradwohl in ihrem Tun unterstützt werden müssen. Sei es durch den Kauf der CD, oder einem Besuch der absolut genialen Konzerte, wozu sich mit dem Anlaufen der Tour schon in Kürze die Gelegenheit bieten wird (mehr dazu in unseren Event Recommendations). Da trifft es sich auch hervorragend, dass Gradwohls „ABQ“ Anfang Juni neu herausgebracht wurde. Muss man haben. Genauso wie „Big Land“. Ganz große Klasse!

 


Erscheinungsdatum: 7. Juni 2013
Label: Gerald Gradwohl/g-tone

Tracklist:

1. Squier '78
2. As It Is
3. The Light Inside
4. Down The Coast
5. Yes Or No
6. FF9612
7. I Remember Berg
8. Pig Dog Bear
9. R.U.O.K?
10. The Big Land
11. Wenn Der Herrgott Net will

www.gradwohl.at