BILL FRISELL "Big Sur"



Review veröffentlicht im Juli 2013.

Mehr als 30 Alben in 25 Jahren und ein Grammy für das "Best Contemporary Jazz Album" des Jahres 2005: Der im Jahre 1951 geborene Gitarrist BILL FRISELL kann wahrlich auf eine beeindruckende Karierre zurückblicken. Nach dem im Jahre 2011 erschienen "All We Are Saying: Frisell Plays Lennon" setzt Frisell mit dem nun vorliegenden "Big Sur" einer der beindruckendsten Landschaften der USA ein musikalisches Denkmal.

 

Big Sur - der Name allein genügt, um vor dem geistigen Auge diese viel zitierte und oft beschriebene Küstenlandschaft materialisieren zu lassen. Ob Hunter S. Thompson, Jack Kerouac oder Henry Miller. Was in der US amerikanischen Literatur schon längst seinen Niederschlag gefunden hat, findet mit dem Album von Frisells Big Sur Quintet nun auch seine musikalische Entsprechung.


Die Kompositionen sind ein Auftragswerk des  Monterey Jazz Festivals. Ein Großteil der Stücke wurde auf der Glen Deven Ranch in Big Sur, was soviel wie "Großer Süden" bedeutet, komponiert, und von Frisells Mitmusikern Jenny Scheinman (Geige), Eyvind Kang (Viola), Hank Roberts (Cello) und Rudy Royston (Schlagzeug) perfekt in Szene gesetzt. "Big Sur", irgendwo im Spannungsfeld von Jazz, Americana und Kammermusik angesiedelt, vermag es, den Hörer auf eine mal vergnügliche, meist aber melancholische Reise in eine der bezauberndsten Landschaften der USA mitzunehmen.

 

BILL FRISELL hatte schon immer den "one-in-a-million" Sound, der auch auf "Big Sur" seine Fortsetzung findet. Sparsam, unaufgeregt und unaufdringlich schlängelt sich Frisells Gitarrenspiel durch die neunzehn Kompositionen. Dabei muss man dem Künstler auch ein dickes Lob aussprechen, dass er immer wieder durch seine Instrumentierungen auch unkonventionelle musikalische Pfade zu beschreiten bereit ist. Ein Hank Roberts oder Eyvind Kang gewinnen der Musik dabei Nuancen ab, die mit einer eher traditionellen Instrumentierung so nicht möglich gewesen wären. Als Anspieltipps seien der Opener "The Music of Glen Deven Ranch", das eingängige "The Big One", oder "Highway 1" genannt. Auch seiner Vorliebe für leitmotivische Themen trägt Frisell auf "Big Sur" wieder Rechnung. Auf dem Titeltrack des Albums verspürt man richtiggehend die innerliche Zerrissenheit eines Jack Dulouc - dem Protagonisten von Kerouacs Roman "Big Sur" - zwischen der unbändigen Schönheit der Natur, und der damit einhergehenden Einsamkeit.


"Big Sur" ist ein mehr als gelungenes Album, das vor allem auch von seinen starken Assoziationen lebt. Sehr fein! Höchste Zeit, sich wieder einmal "Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch" zu Gemüte zu führen ...

 

5.0 von 5.0 Punkten

 

Erscheinungsdatum: 31. Mai 2013
Label: Okeh (Sony Music)

1. The Music of Glen Deven Ranch     
2. Sing Together Like a Family   
3. A Good Spot
4. Going to California   
5. The Big One     
6. Somewhere   
7. Gather Good Things   
8. Cry Alone     
9. The Animals   
10. Highway 1   
11. A Beautiful View   
12. Hawks   
13. We All Love Neil Young   
14. Big Sur   
15. On the Lookout   
16. Shacked Up   
17. Walking Stick (for Jim Cox)   
19. Far Away

www.billfrisell.com