CHARLYWOOD - „Aloadasongs“ CD-Präsentation 05. Okt. – B72

Wenn Charlywood Audienz halten: Die Indie-Rock-Formation Charlywood bat am Sonntag Abend, den 5. Oktober, im Wiener B72 zum Tanz. Nicht nur um das Wochenende standesgemäß seinem Ende zuzuführen, sondern, viel wichtiger: es galt die Veröffentlichung des Debütalbums „Aloadasongs“ gebührend zu feiern. Wer das Album gehört hatte, war gespannt, ob die vier Musiker rund um Frontmann Andrew Charlewood live halten konnten, was sie im Studio versprachen. Die technisch und musikalisch hochwertigen Songs wollen erst mal auf die Bühne und vor ein Publikum gebracht werden, ohne an Qualität zu verlieren. Zum Bersten voll war das allseits beliebte Gürtellokal zwar nicht, doch fanden sich allemal genügend Hände ein, um gebührend Applaus zu spenden.

 

Wie auf „Aloadasongs“ eröffneten Charlywood die Spiele mit „Letdown“ und „Tell me twice“, wohl um klar zu stellen, was Sache ist: es soll, wie auf dem Album auch, eine Party gefeiert werden. Mit allem was dazugehört. Und das, um den eingangs getätigten Zweifel zu entkräften, ohne Qualitätsverlust. Die Musiker also schnell aufgewärmt, bestrebt das anfänglich noch kalte Publikum ebenfalls zu erwärmen. Dies gelang spätestens mit „Repeat after me“. Eine „Feel-Good-Nummer“, zwar nicht auf dem Album, aber als Eisbrecher durchaus geeignet. Die ersten Popos wackelten, Menschen mit Haupthaar schüttelten selbiges und die Köpfe wiegten im Takt vor und zurück. Nun war auch das Publikum aufgetaut. Quasi Klimaerwärmung im Mikrokosmos Namens B72 - die Party war eröffnet.

 

 

Was folgte, war eine Strecke von eingängigen Indie-Balladen: „Ordinary one“, „Scars & Bruises“, „The Chorus“ und „Ballad for the dreamers“ ließ das Publikum näher zusammen rücken, es wurde mitgeschunkelt und andächtig gelauscht. Die Band bewies, dass sie die Midtempi-Nummern auch live perfekt beherrscht. „Who's keeping score“ war dann wieder fetzig und verströmte gute Laune, eh so wie es auf einer Party sein sollte. Das lag nicht zuletzt auch am aufopfernden Frontmann der, je länger der Gig dauerte, um so mehr zur - man muss es so ausdrücken - Rampensau mutierte. Und zwar im positivsten Sinne, nicht exaltiert, nicht anwanzend; aber begeisternd, emotional, mit vollem Körpereinsatz kämpfend und auch voller Humor. Bonmots des Briten á la „We got the dancing licence for tonight from the Behörden...“ (und der Gleichen) trugen zur allgemeinen Erheiterung bei, während er wie selbstverständlich auf der Bühne heißen Tee aus einer Tasse schlürfte. Das Publikum dankte es ihm. Very British, indeed.

 




Der nächste Song im Programm - „Nobody does what they're supposed to“ - war nicht nur witzig, sondern rockte auch amtlich (Sänger und Lehrer Charlewood hat übrigens mit seinen Schülern ein humoristisches Video dazu gedreht; siehe Link am Artikelende). Bei „A necessary lie“ wähnte man sich plötzlich in einem Truckerschuppen in Idaho. Es fehlten nur die Stripperin, und der dazugehörende Dancing Pole. Die Gitarren kreierten eine verruchte Atmosphäre und Charlewood verlangte seiner Stimme alles ab. „Ugliest thing“, eine wieder ruhige Nummer, lief wie am Schnürchen. Mit „Testify“ zeigte die Band einmal mehr was sie zwar schon den ganzen Abend bewies, aber eben mit Nachdruck. Die Riffs waren fett, Gitarrist Fabian Lewey quetschte und würgte seine Gitarre bis zum akustischen Orgasmus, holte quasi das Letzte raus. Ein ziemlich cooles Stück Musik. „Right hand man“ kam wie auf dem Album solide im Countrystyle daher, und Bassistin Lina Neuner und Gitarrist Lewey demonstrierten, dass sie nicht nur ihre Saiteninstrumente beherrschen, sondern auch für die Backing Vocals mehr als nur zu brauchen sind. Charlywoods Rhythmusfraktion mit Neuner am Bass und Fabian Natter am Schlagzeug zeigten ganz besonders bei „Run towards the Truck“, dass die im Hintergrund, sehr banddienlichen, stehts dem Song unterordnenden Arbeiter, eben mehr als Musikarbeiter sind, technisch sehr versiert sind. Der Song gipfelte auch dank der beiden, nicht nur auf dem Album sondern auch live in einem fulminanten Ohrenschmaus mit groovigen Beats und Bassläufen: Charlywood wird zu Gnarlywood.


Danach animierte „People on TV“ zum Mitsingen, machte happy und war tanzbar. Das Publikum nahm einmal mehr die dargebotene Musik dankend an. „Playback“, die Single vom präsentierten Debüt, schaffte als einzige Nummer nicht, was die anderen geschafft hatten. Sie blieb hinter der Studioversion zurück. Vielleicht zu schnell vorgetragen, vielleicht einfach schwer zu spielen.

 



Es wurde trotzdem, und zu Recht, vehement nach einer Zugabe verlangt. Und siehe da, „Sledgehammer“ von Peter Gabriel wurde als Cover intoniert. Den Spirit dieses Songs brachten sie gekonnt auf die Bühne, und es passte wie die Faust aufs Auge. Und: Charlywood dürfen diese Nummer spielen, weil sie es können. Zum Schluss dann nochmal Vollgas: „Are we together yet?“ verlangte Band und Hörerschaft nochmals alles ab. Rock 'n' Roll und Schweiß standen für das Ende dieses Abends.



Fazit: Die Truppe ist eine prächtige Liveband! Charlywood hielten, was sie auf ihrem Debüt „Aloadasongs“ versprochen hatten. Charlywood ließen den Funken überspringen, und vermochten es, ihr Publikum in einen Rausch zu versetzen. Auch wenn vom einen oder anderen noch etwas mehr Bühnenpräsenz wünschenswert wäre, war es ein mehr als würdiger Abend für Charlywoods Debütalbum!

 



www.facebook.com/charlywoodtheband?fref=ts
www.charlywood.com/
itunes.apple.com/gb/album/aloadasongs/id905880317
www.youtube.com/watch?v=FDmgT3-Vxw4
www.youtube.com/watch?v=jOaZt2UYxx4

 

 

Fotos: Christoph J. Höden (www.bamfm.at)