NOVA ROCK 2013

Nur die Harten kommen durch. Kann ein Event der Superlative wie das Nova Rock Festival in Worte gefasst werden? Nur schwer, sieht man sich die Dimensionen dieses drei Tage dauernden Festivals an. Zwei große Bühnen (die sogenannte "Blue Stage" und die "Red Stage"), und die kleinere "Red Bull Brandwagon Stage", angesiedelt zwischen den beiden Hauptportalen, wurden an diesem Wochenende für die Besucher aufgefahren. Allein für das pendeln zwischen der blauen und der roten Bühne, hin und zurück, eingebettet in knallgelbe Bierzelte eines bekannten Getränkeherstellers aus dem 16ten Wiener Gemeindebezirk, brauchte man schon fast eine halbe Stunde.



Um einFestival dieser Größenordnung abzudecken, musste daher eine Vorauswahl getroffen werden. Und die war vor allem am ersten Tag oftmals recht schwer. Tag eins, darin waren sich viele einig, war bereits zu Beginn der eigentliche Höhepunkt des Festivals. Schier unglaublich welches Package an diesem Freitag geboten wurde. HELLYEAH waren der klare Nachmittagsgewinner. Konnten sie doch bereits am frühen Nachmittag die Zuhörer mit ihrem dreckigen, tiefergelegten Metal vollauf begeistern. Weiter ging es dann mit den bestens aufgelegten TESTAMENT, die sich in Topform präsentierten. Alex Skolnick spielte seine technisch anspruchsvollen Soli mit einer beeindruckenden Leichtigkeit, dass es einem ob der technischen Brillanz der Mund offen stehen blieb und es eine wahre Freude war, den Mannen aus Kalifornien zuzuhören.

Ebenfalls in Topform an diesem traumhaften Nachmittag: KREATOR. Von all den Malen die wir die Mannen in letzter Zeit live gesehen hatten, hatten sie an diesem Tag den mit Abstand besten Sound. Nicht umsonst toppen die Jungs regelmäßig die Lesercharts diverser Hartwurstpostillen.

Auch SABATON und AIRBOURNE lieferten absolut solide Shows ab. Gespannt darf man jedenfalls schon auf das Gastspiel der AC/DC Epigonen im November sein, wenn sie am 9. November wieder in der Bundeshauptstadt aufspielen werden. Die Songs vom neuen Longplayer "Black Dog Barking", allen voran die Single "Live it up", machten sich jedenfalls prächtig.

Was dann jedoch gegen halb elf am Abend in Form des Headliners auf die Menge losgelassen wurde, sprengte so ziemlich jede Dimension. RAMMSTEIN waren der unumstrittene Höhepunkt des Festivals. Was hier an Sound, Show und Professionalität geboten wurde, spottet jeder Beschreibung. Die gewaltige Pyroshow war dermaßen ausgeklügelt, dass sich das Publikum immer wieder zu Begeisterungsstürmen hinreißen ließ. Songs wie "Links 2 3 4", "Mein Herz brennt" oder "Benzin" sorgten regelmäßig für Gänsehautmomente.  Sänger Till Lindemann - ein Frontmann, wie er im Buche steht - setzte neue Maßstäbe was professionelles Entertainment anbelangt. Was er und Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz an Showeinlagen ablieferten war schon Weltklasse. Ob man nun ein Fan der Berliner ist oder nicht, so eine Show bekommt man nicht alle Tage geboten. Die Frage ist, ob man dieses perfekte Konzert noch toppen wird können ... 

Dass an diesem Tag Bands wie WITHIN TEMPTATION oder THIRTY SECONDS TO MARS nur eine Zigarettenlänge Fußmarsch entfernt aufspielten, musste, so wie die anderen Tage eigentlich auch, aus dem Bewusstsein verdrängt werden. Die Gabe der Bilokation nicht besitzend, blieb nur die Gewißheit, mit der blauen Bühne am Freitag eine goldrichtige Wahl getroffen zu haben.

Von den vielen Top-Akts des zweiten Tages müssen die Londoner Power Metal Kapelle DRAGONFORCE, sowie die beiden Headliner KISS und DEICHKIND hervorgehoben werden. Gene Simmons, Paul Stanley & Co waren an diesem schönen, und heißen Sommerabend in ihren "Rüstungen" nicht zu beneiden. Umso eindrucksvoller die hochprofessionelle Show, inklusive Seileinlage hoch über den Köpfen des Publikums. Fehlte nur noch, dass sich die Lichtshow, die in Form einer Spinne angeordnet war, am Schluss auch noch bewegt hätte. KISS muss man in seinem Leben einfach zumindest einmal gesehen haben. Punktum. Dass DEICHKIND die eigentlichen zweiten Festivalsieger des Festivals waren, davon berichteten all diejenigen, die sich an diesem Abend vor der roten Bühne eingefunden hatten.

Auch Tag drei hielt wieder viele kleine und große Höhepunkte bereit. Auch wenn der Level vom Freitag nicht erreicht werden konnte, war es insbesondere bei KORN und VOLBEAT vor der roten Bühne nach einem eher lauen Nachmittag wieder pappevoll.

Auf der blauen Bühne hingegen begeisterten STEVEN WILSON und die großartigen BIFFY CLYRO, bei denen es nicht verwundern würde, wenn sie in Zukunft als einer der Headliner des Nova Rock aufspielen werden.

Noch gar nicht erwähnt wurde die "kleine" Bühne, die Red Bull Brandwagon Stage, auf halbem Wege zwischen Red und Blue Stage, bei der Bands wie ALKBOTTLE, die großartigen DEVASTATING ENEMY, oder die Publikumslieblinge EMIL BULLS umjubelte Konzerte ablieferten.

Abschließend sei an dieser Stelle den Veranstaltern noch ein dickes Dankeschön ausgesprochen. Konnte man doch auch heuer wieder ein fantastisches Festivalprogramm auf die Beine stellen. Von einem übersättigten Publikum, so wie das das eine oder andere Medium schrieb, konnte keine Rede sein. Auch vom Wetter her hätte man sich nichts Besseres wünschen dürfen. Selbst wenn es zwischendurch ordentlich staubte, war das immer noch besser, als durch eine Schlammwüste zu waten. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass - sollte sich nämlich jemand wundern, warum wir keine Fotos von den Headlinern featuren - fotografieren der Hauptbands nur einigen wenigen auserwählten Medien vorbehalten war. Ein kleiner Wermutstropfen, der aber das positive Gesamterlebnis nicht wesentlich schmälern konnte. Insbesondere der Freitag wird mit seinen vielen magischen Momenten und den genialen Akts, die an diesem Tag durch die Bank in Hochform aufspielten, in die Geschichte eingehen. Nova Rock 2014, wir freuen uns!