GERALD GRADWOHL/KIRK COVINGTON - Konzertbericht - Porgy&Bess - 3. Juni

 

Rund 150 Besucher hatten sich an diesem Dienstag Abend im Wiener Porgy & Bess Club eingefunden, um den Klängen eines der besten österreichischen Jazz-Fusion Gitarristen und seiner Formation zu lauschen. Die Rede ist von GERALD GRADWOHL, der auch dieses mal wieder mit zwei US-Amerikanern, nämlich Kirk Covington am Schlagzeug, und Adam Nitti am Bass, sowie dem Österreicher Thomas Kugi am Saxofon eine herausragende Truppe um sich scharen konnte.



Gespielt wurden auf der Tour, die in Deutschland, Polen, der Tschechischen Republik, und Österreich Station machte, nicht nur Kompositionen von Gradwohls letzter Langrille „Big Land“, sondern auch Nummern aus der Feder von Kirk Covington („Sleek“, „Pickled Pigs Feet“, „Chase The Blues Away“) und Adam Nitti („Distraction“).

Eröffnet wurde das erste Set mit „News Of The Net“ von Gradwohls im Jahre 2003 erschienen genialen „ABQ“ Album. Kirk Covington, der ja durch sein Wirken bei TRIBAL TECH, und Kennern durch seine Einspielung des  2003er SCOTT HENDERSON Albums „Well To The Bone“ ein Begriff ist, begeisterte einmal mehr durch seine unnachahmliche Art, und den gewaltigen Rhythmusteppich, den auf diese Art nur er zu legen imstande ist.

Einen kongenialen Mistreiter fand Covington diesmal im US-amerikanischen Tieftonspezialisten ADAM NITTI, der die eigentliche Überraschung des Abends war. Nitti, der unter anderem bereits als Basser für DAVE WECKL, MIKE STERN, SUSAN TEDESCHI, oder WAYNE KRANTZ in die Saiten gegriffen hat, überzeugte auf seinem Instrument durch seine unglaubliche Technik und Musikalität.

Komplettiert wurde der erste Teil des Konzertes von "As It Is", "I Remember Berg", und dem funky Opener des "Big Land" Albums "Squier `78", bevor Covingtons „Sleek“ einen Schlusspunkt unter das erste Set setzte.

Gradwohl präsentierte sich in bester Spiellaune, und es war eine Freude, ihm und den anderen drei Musikern beim musizieren zuzuhören. Man sah der Formation an, dass sie bereits top eingespielt war. Hier saß jeder Ton.

Zu den vielen Highlights des Abends gehörte das fast fünfzehnminütige „The Light Inside“, das mit seinen Spannungsbögen begeisterte, die unglaubliche Rhythmusfraktion, die bei nicht wenigen offene Münder zurückließ, und Nittis famoses Basssolo, bei dem dieser eindrucksvoll unter Beweis stellte, was auf dem Instrument (technisch) alles möglich ist. Als Zugabe spielte Gradwohl seine mehr als gelungene Version von Ernst Arnolds „Wenn der Hergott net will“.


An dieser Stelle muss auch Thomas Kugi lobend Erwähnung finden, der gegen so viel geballte Rhythmus-Power zwar keinen leichten Stand hatte, aber mit seinen gefühlvollen und inspirierten Linien einen sehr guten Kontrapunkt setzte. Im Netz ist über den in Kärnten geborenen Musiker nicht viel zu finden. Dabei gehört Kugi, der an der Wiener Musikuniversität und am JAM- MUSIC LAB unterrichtet, zu den wohl meistbeschäftigen heimischen Saxofonisten. Neben seiner Teilnahme an in Österreich beheimateten Projekten, wie der Alegre Correa Group, dem Erich Kleinschuster Sextett, Kent-Langthaler 7, dem Dancing Stars Orchester, oder Count Basic, spielt(e) er mit unzähligen internationalen Größen des Jazz, wie Idries Muhammed, Adam Holtzman, Gene Jackson, Kenny Davis, oder Matthew Garr. Tolle Performance.

Gradwohl, der seit dem letzten von uns besuchten Konzert im Porgy auf Amps des italienischen Verstärkerhersteller DV Mark umgestiegen ist, und seit neustem auch eine Fender Stratocaster spielt, hätte vom Mann am Pult vielleicht einen Tick besser abgemischt werden können, konnte aber durch die Bank durch sein Phrasing, und seine fetzigen Soloausflüge gefallen, die beim Publikum anerkennend Beifall fanden.

Vom „Porgy“ ist man, man muss es so sagen, einfach verwöhnt. Aber was an diesem Abend geboten wurde, war absolute Weltklasse.

Bleibt zu vermelden, dass die GRADWOHL/COVINGTON Group so ziemlich zum Besten gehört, was die Alpenrepublik in letzter Zeit in der Jazz-Fusion Abteilung hervorgebracht hat. Apropos: im Publikum wurde auch ALEX MACHACEK gesichtet. Schade, dass es nicht zu einer Jam Session gekommen ist.

Einmal mehr ein fantastisches Konzert mit einer unvergesslichen Rhythmussektion, die das Haus zum Beben brachte. Geil wars!

Am 21. Juni spielt Gerald Gradwohl übrigens mit Harald Weinkum, Thomas Kugi, und Harry Tanschek bei den „SWINGING DAYS – Jazz2700“ in Wiener Neustadt.

Setlist

Set 1:
News Of The Net (GG)
As It Is    (GG)
Thats What Love Is (Trad.)
I Remember Berg (GG)
Squier `78    (GG)
Sleek    (Covington)

Set 2:
Distraction    (Nitti)
Pickled Pigs Feet    (Covington)
Chase The Blues Away    (Covington)
The Light Inside    (GG)
Albuquerque Road    (GG)

Zugabe:
Wenn der Herrgott net Will (Arnold)

http://gradwohl.at/