NOVA ROCK 2014 - Dritter Tag - Sonntag 15.06.

 

War im Jahr 2013 der erste Tag für uns der Höhepunkt des Events, so konzentrierten sich viele der besten Shows dieses mal auf den dritten Tag. Wir dachten nicht, dass wir das am Ende der Veranstaltung sagen würden, aber das unumstrittene Highlight war der Auftritt von BLACK SABBATH am dritten und letzten Konzerttag.

 



ARCH ENEMY
Am dritten Tag sollte gleich eingangs ein richtiger Kracher das Novarock überrollen. ARCH ENEMY waren mit neuer Sängerin am Start und wohl jeder war auf die neue Liveperformance in der Post-Gossow-Ära gespannt. Fesch uniformiert und die Bühne mit Fahnen ausstaffiert, konnte die neue Besetzung um Bandchef Michael Amott überzeugen. Alissa White-Gluz regierte mit ihrem Brüllorgan und führte das Vermächtnis der eigentlich übermächtigen Vorgängerin würdig weiter. Die Nervosität war der Kanadierin ebenfalls nicht anzumerken, sodass der geile Gig auch vom Publikum gewürdigt wurde. Es zeigte sich auch die Qualität des neuen Songmaterials. „As The Pages Burn“ und „War Eternal“ (vom gleichnamigen Album) fügten sich in das mit Krachern („We Will Rise“, „Nemesis“) aufmunitionierte Set ein, welche von der sehr ansehnlichen Neo-Röhre amtlich interpretiert wurden. Toller Einstieg in einen Hammer-Konzerttag!

 

BAD RELIGION
Fesch im Bandshirt und mit mächtig Vorfreude aufmarschiert, folgte für mich neben den professionell-langweiligen IRON MAIDEN DIE Enttäuschung des Festivals. Schon beim ersten Tönen des Openers „Fuck You“ (vom Kracheralbum “True North“) war klar: Sound ist voll im Allerwertesten! Tapfer zogen die Punkrockprofis in der Folge ihr Set durch, die Unzufriedenheit mit dem (Monitor-)Sound konnten und wollten die Jungs allerdings nicht verbergen. Zwar besserte sich der Sound im Laufe des Sets etwas,  dennoch darf so etwas bei einer Profi-Band vom Kaliber BAD RELIGION nicht passieren. Auch sonst schien es zu früh für Punkrock zu sein, die ohrenscheinlichen Soundprobleme dämpften auch die Spiellaune der Protagonisten, das Publikum zeigte sich ebenfalls hüftlahm und auch die Songauswahl hätte trotz „New Dark Ages“, „I Want To Conquer The World“, zahlreicher „Suffer“-Tracks und Standards („Punk Rock Song“, „21 Century (Digital Boy)“) handverlesener sein können und kam etwa nicht an das Konzert in Feldkirch 2013 ran. Die Punkrockveteranen können das weit besser, der heutige Auftritt war – zumindest für mich – weitgehend „für´n Hugo“.



DROPKICK MURPHYS
Ganz anders verhielt es sich bei den folgenden DROPKICK MURPHYS, die es sogar schafften, den soundtechnich schwer zu integrierenden Dudelsack (oder die ebenfalls zum Einsatz kommende Mandoline) ansprechend erklingen zu lassen. Schon das Celtic-artige Intro baute Stimmung und Spannung auf. Danach explodierte der Gute Laune Punkrock im Irish-Folk-Stil und erfreute das Publikum. Die Boston-Mannen um Fronter Al Barr und den singenden Basser Ken Casey waren motiviert und zauberten ein Party-Set auf die Novarock-Bühnenbretter. „The Boys Are Back“ lautete die Devise und das enthusiastische Publikum ließ ihre Helden hochleben. Der neue Mitbrüller „Rose Tattoo“ (vom ”Signed And Sealed In Blood“-Album) überzeugte ebenso wie die anderen Kracher im „Going Out In Style“-Format. Zusätzlich überraschten die MURPHYS mit einem recht harten AC/DC-Cover von „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ und beendeten einen fulminanten und schmissigen Auftritt mit dem allseits bekannten „I´m Shippin´ Up To Boston“. Tolle und leider viel zu kurze Vorstellung, spätestens mit diesem Auftritt war der trockene Feldstaub ob der Fanaction gehörig aufgewirbelt worden und die Sunshine-Party voll in Gang gekommen.



BLACK LABEL SOCIETY
Ein Auftritt, auf den wir uns ganz besonders freuten war der von ZACK WYLDEs Truppe BLACK LABEL SOCIETY. Kaum zu glauben, dass es bereits zwanzig Jahre her ist, seit Zack Wylde 1994 sein erstes Solowerk PRIDE and GLORY  veröffentlicht hat. Und mittlerweile auch schon wieder vier Jahre sind seit dem letzten regulären Studioalbum der BLACK LABEL SOCIETY „Order of the Black“ ins Land gezogen. Mit dem bärenstarken „Catacombs of the Black Vatican“ im Gepäck rockten Wylde & Co Nickelsdorf. Auch live konnten die Songs der neuen Langtrille auf ganzer Linie überzeugen.


Wylde wurde seinem Ruf als Berserker einmal mehr gerecht, und heizte mit seinem unglaublichen Songmaterial, dass er in mittlerweile zwei Dekaden ansammeln konnte, dem Publikum ordentlich ein.

 


HATEBREED
HATEBREED waren für MEGADETH eingesprungen, die ihre Euro-Gigs abgesagt hatten. Aber diese Tatsache sollte beileibe kein Nachteil sein, wie sich sogleich herausstellte. Ihrem Ruf als bärenstarke Liveband wurde das Quintett aus New York auch heute mehr als gerecht. Von einem wie immer agilen und das Publikum motivierenden Frontmann wie Jamey Jasta angeführt, sorgte die Band für das fette, wuchtig walzende Soundfundament, auf dem der Sänger die Show aufbaute und dem Publikum seine Shouts entgegenschleuderte. Attitüde und die nötige Ernstahaftigkeit hat die Aggro-Truppe ohnehin drauf, mit HardcoreMetal-Smashern wie “To The Threshold” oder “I Will Be Heard” konnte ohnehin nichts schiefgehen. Der Staub wirbelte ordentlich auf, als das begeisterte Publikum bei “In Ashes They Shall Reap” steppte und im Pit kreiste. Schließlich war es ein Leichtes, das willige Publikum beim abschließenden “Destroy Everything” noch einmal vollends zum Abgehen und Mitbrüllen zu mobilisieren und dieses Konzert als ein wahrlich hartes und intensives Ereignis in die Annalen des Novarock eingehen zu lassen.



WALKING PAPERS
Die große Überraschung des Festivals waren aber die WALKING PAPERS rund um den Ex- Guns N' Roses Basser Duff McKagan, die wie kaum eine andere Band auf diesem Festival mit ihrem dreckigen Rock begeistern konnten. Leider zogen es viele Besucher zu diesem Zeitpunkt vor, der Red Stage einen Besuch abzustatten. Und so spielte die Formation rund um Sänger und Gitarrist Jeff Angell vor leider nur sehr spärlich vertretenem Publikum, was aber der Performance keinen Abbruch tat. Nummern wie "Leave Me in the Dark", "Your Secret's Safe with Me", oder "Two Tickets and a Room" entfalteten live eine unglaubliche Atmosphäre.



Bis zu diesem Auftritt hatten wir die Band nicht auf dem Radar gehabt. Der Auftritt war aber dermaßen geil, dass wir uns sofort die letzte Langrille der Truppe besorgen mussten. Ein Konzert, sollte sich je wieder die Gelegenheit zu einem Besuch ergeben, darf man sich nicht entgehen lassen. Coole Mucke, die authentisch rüberkommt, und durch ihren fetzgeilen Groove überzeugen konnte.

 


ROB ZOMBIE
Schon der Bühnenaufbau sprach Bände. Es war die Zeit des Show-Spektakels gekommen. Frankenstein und King Kong Back- und Sidedrops stimmten optisch auf die folgende akustische Horror-Sound-Show ein. Und gemäß dem „To The Max“-Prinzip klotzte Mainman Rob Zombie gleich eingangs „Dragula“ heraus, dem umgehend ein bärenstarkes „Superbeast“ folgte. Großes industrial-angehauchtes Metal-Kino regierte die folgende Stunde, ein erstaunlich fitter Frontmann steppte und fegte über die Open Air-Bühne und lieferte samt seinen geschminkten und optisch gepimpten Mitstreitern amtliche Popcorn-Unterhaltung mit harten Beats und cooler Maskerade. Dass sich der US-Superstar für nichts zu schade ist, bewies sein Ausflug ins Publikum, von dem Zombie zur Belustigung des Publikums auch einen lebensgroßen Werbe-Pappaufsteller auf die Bühne mitbrachte. Eine für Zombie-Verhältnisse fast perfekt komprimierte Show (schließlich ist nicht alles von ZOMBIE musikhistorisch relevant) wurde von ALICE COOPER´s „School´s Out“ und einem mit einer Österreich-Fahne behangenen Zombie beschlossen. So muß das, WHITE ZOMBIE-Songs wurden auch gespielt (u.a. „Thunder Kiss ´65“), nur das irrelevante DIAMOND HEAD-Cover „Am I Evil“ hätte man zugunsten von „American Witch“ oder „Black Sunshine“ aus dem Set schmeißen können.



GUITARMANIA führte mit JOHN 5 übrigens ein ausführliches Interview. John wird schon bald sein neues Soloalbum veröffentlichen, und wir nutzten die Gelegenheit, um mit dem Künstler über die Aufnahmen, sowie seine zahlreichen Jobs als Sideman zu sprechen.


 

SOUNDGARDEN
Die aus der Grunge-Ära stammende Kultband war ja als Support von BLACK SABBATH unterwegs und somit auch auf das heurige Novarock-Billing gerutscht. Der Andrang vor der Bühne zeigte, dass viele auf die Rückkehr der seit 2010 wieder reformierten Seattle-Legende gewartet hatten. Die fast in Erfolgsbesetzung der Neunziger Jahre angetretenen SOUNDGARDEN starteten jedenfalls pflichtbewußt mit dem starken “Searching With My Good Eye Closed” in ihr bestens bestücktes Set, das auch schon recht bald den “Spoonman”, “Black Hole Sun”, “Outshined” und andere Erfolgsnummern bereithielt. Mächtig und behäbig walzten die Riffs von Gitarrist Kim Thayil und zeigten den Einfluß dieser, gleichsam vorher von BLACK SABBATH & Co. beeinflußten, Band vor allem auch auf die später grassierende Stoner-Szene. Spacig, staubig und nicht zuletzt dank der gefühlvoll-fragilen Vocal-Performance von Chris Cornell arg melancholisch geraten, ging eine, auch mit flotteren Krachern wie “Jesus Christ Pose” oder “Rusty Cage” gespickte, wenn auch insgesamt etwas behäbige Show zu Ende, welche die Wünsche der Fans erfüllen sollte, als Erfolg verbucht werden darf und auch Lust auf weiteres Studiomaterial aufkeimen ließ.



BLACK SABBATH
Dass ich das noch erleben darf. Die Originatoren des Heavy Metal fast in Kultbesetzung. Lediglich hinter dem Drumsessel hatte Tommy Clufetos Platz genommen, der Orignialdrummer Bill Ward ersetzte, und für mächtig Punch und Show sorgte. Doch der Reihe nach. Nach einer kurzen Ansprache von Organisator Ewald Tatar zum zehnjährigen Jubiläum des Festivals kündeten die Luftschutzsirenen des „War Pigs“-Intros von der glorreichen Headlinershow die folgen sollte. Die Engländer spielen ohnehin in einer eigenen Liga und sind nicht zuletzt aufgrund des Alters, Ozzy´s Historie und ihres Metal-Mitbegründer-Status kaum vergleichbar mit anderen Acts. Der eigens aufgezogene Vorhang fiel und unter tosendem Jubel wurde die Sicht auf die Protagonisten auf der Bühne freigegeben. Nach „Into The Void“ staubte „Snowblind“ amtlich daher, bevor mit „Age Of Reason“ der erste von zwei Songs vom Comeback-Album „13“ gezockt wurde. Ozzy bekundete dem Publikum fast schon in inflationärer Weise, dass er/sie es lieben würde/n, das Drumsolo gab Ozzy und Co. ebenso wie das von Geezer Butler spendierte, gezupfte Basssolo, ein wenig Luft zum Durchatmen. Tony Iommi war der stoisch-coole Zeremonienmeister des heutigen Abends, der unter der riesigen Videowall seiner Gitarre die wuchtig-mächtigen Proto-Metal-Riffs entlockte.


Die Frage aller Fragen soll auch nicht unbeantwortet bleiben. Ja, Ozzy hielt sich gut auf der Bühne, war gut bei Laune, Luft und Stimme und schien das Maximum aus seinen Kapazitäten herauszuholen, sodass die tolle musikalische Leistung auch von einer amtlichen Madman-Gesangsleistung gekrönt wurde. Obwohl Ozzy immer wieder mal etwas nölig agierte, wurde die Gesamtperformance absoluten Genre-Klassikern wie „N.I.B.“, „Fairies Wear Boots“ oder der Slo Mo-Signature-Hymne „Black Sabbath“ mehr als gerecht. Das näselnde „Iron Man“ durfte ebenso nicht fehlen wie das starke „God Is Dead“, bevor ein rockiges „Children Of The Grave“ die – leider zu kurze – Galavorstellung in Sachen Metal-Kult beschloß. Bevor das Feuerwerk steigen konnte, folgte als Zugabe noch das gleichsam obligate wie abgelutschte „Paranoid“, dem sich eine artige Verbeugung der Großväter des Heavy Metal anschloß. Die schwarzen Großmeister sorgten nicht nur für einen fulminanten und würdigen Abschluß dieses gut besetzten Konzerttags und Festivals, angesichts der möglichen wirklich letzten Tour bzw. Konzerte regten sich umgehend nostalgisch-historische Gefühle. Doch angekündigte Katastrophen finden meist eh nicht statt und vielleicht darf man die grauen Eminenzen ja noch einmal live bewundern.


Abschließend bleibt zu vermelden, dass das NOVA ROCK Festival auch heuer wieder ein saustarkes Konzerterlebnis war, das auch im Jubiläumsjahr das Publikum wieder restlos begeistern konnte. Wir lieben die tolle Atmosphöre und alles ums Festival rundherum. Unser Dank gilt einmal mehr Haubi und der ganzen Crew, die auch dieses Jahr wieder einen fantastischen Job gemacht haben - you guys rock!


Wir durften mit Ewald Tatar übrigens auch ein Videointerview führen, das schon bald an dieser Stelle erscheinen soll.