MARTY FRIEDMAN "Wall of Sound"

 

 

 

 

 

Schwer zu glauben, dass MARTY FRIEDMANs Ausstieg bei MEGADETH nun auch schon bald 18 Jahre zurückliegt. Erst kürzlich verlautete der Saitenhexer, dass er es hassen würde, ein Shredder genannt zu werden. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass Friedman mit seinen neoklassischen Sechzehntel-Eskapaden Ende der Achtziger einen nicht unbeträchtlichen Anteil an einer wahren Flut an Nachahmern und der evolutionären Bedeutungsaufladung des Begriffes hatte. Anfang der Neunziger fragte man einen Grunger besser nicht, was er von Shrapnel Records hielt.

Gut Ding braucht bekanntlich Weile. Friedmans letztes Solowerk „Inferno“ hat immerhin auch schon drei Jahre auf dem Buckel. Für Soloalbum Nummer dreizehn hat sich Friedman viel Zeit genommen. So viel, dass es sich eigenen Aussagen zufolge für ihn anfühlt, als habe er mit "Wall of Sound" ein neues „Debut“-Album eingespielt. Eine Art Wiedergeburt also.

Auf dem Schlagzeugschemel haben Anup Sastry und Gregg Bissonette Platz genommen. Für die Bassparts zeichnet die japanische Musikerin Kiyoshi verantwortlich (es ist durchaus Wert, sich ihr Solowerk einmal näher anzusehen). Produziert hat „Wall of Sound“ Friedman höchstpersönlich selbst, dabei aber auch auf die tontechnischen Künste von Paul Fig (GHOST, RUSH, ALICE IN CHAINS) zurückgegriffen. Gemischt wurde das Album von Jens Bogren (OPETH, KATATONIA) und QUEEN Produzent Mack. Bei so viel Könnern kein Wunder also, dass sich die CD soundtechnisch perfekt ausbalanciert präsentiert.

Man hört, dass Friedman sich dieses Mal merklich Mühe gegeben hat, Melodien in den Vordergrund zu stellen. Bei aller technischen Raffinesse ist ihm dabei durchaus der Spagat zwischen Fingerfertigkeits-Kabinettstücken und gefühlvollem Spiel gelungen. Die stärksten Momente hat "Wall of Sound" jedoch immer dann, wenn proggig und vertrackt abgerockt wird, so wie beispielsweise beim Opener „Self Pollution“, dem entfernt an ANIMALS AS LEADERS Großtaten erinnernden "Whiteworm", oder dem genialen "Pussy Ghost". Auf letzterem hat übrigens Shiv Mehra, der Gitarrist von DEAFHEAVEN mitgewirkt.

Überhaupt geben sich auf "Wall of Sound" wieder zahlreiche Gastmusiker die Klinke in die Hand. So hat SHINING Mastermind Jorgen Munkeby die Vocals zu „Something to Fight“ beigesteuert, und für ein kurzes Zwischenspiel auch wieder zum Sax gegriffen. BLACK VEIL BRIDES Gitarrist Jinxx zeigt indes auf "Sorrow and Madness" welch guter Violinist er ist.

Marty Friedman darf, kann, ja MUSS auf dem Griffbrett abjagen, was das Zeug hält. "Wall of Sound" ist bei jeglicher Griffbrett-Artistik der technischen Selbstdarstellung (fast, wir drücken beide Augen zu) unverdächtig, und wartet mit ausgefeilten Kompositionen auf, die sich in ihrer Komplexität erst nach mehrmaligem Hören erschließen wollen. So gefällt uns das. Starkes Album, bei dem man ein Blues-Lick - auch mit Opas Lupe - nicht finden wird. Jetzt hoffen wir nur, dass sich ein Promoter findet, der den Wahl-Japaner für ein Konzert in heimische Gefilde holt. 非常によく!

 

 

 

Erscheinungsdatum: 4. August 2017
Label: Prosthetic Records

Tracklist

1. Self Pollution
2. Sorrow and Madness (feat. Jinxx of Black Veil Brides)
3. Streetlight   
4. Whiteworm
5. For A Friend   
6. Pussy Ghost (feat. Shiv Mehra of Deafheaven)
7. The Blackest Rose   
8. Something to Fight (feat. Jorgen Munkeby of Shining)
9. The Soldier   
10. Miracle    
11. The Last Lament

www.martyfriedman.com

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